Gesine Schwan

Gesine Schwan

„Die Kompliziertheit von Politik ist legitim.“

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12.01.2006, Frankfurt/Oder. Das Arbeitszimmer der Universitäts-Präsidentin wirkt gemütlich. Gesine Schwan betritt flotten Schrittes den Raum, strahlt und beginnt zu plaudern. Da können noch so viele Termine anstehen: Ihrem Markenzeichen – dem herzlichen Optimismus – bleibt sie treu.

Frau Schwan, bei welchem Begriff der aktuellen politischen Diskussion geht Ihnen die Hutschnur hoch?

Gesine Schwan: Beim Wort Reform. (lacht) Weil ich das Wort nämlich eigentlich mag, es aber verhunzt worden ist. Man hat die positive Konnotation des Begriffes – so, wie ich ihn in den sechziger und siebziger Jahren kennen gelernt hatte – ins Gegenteil verkehrt. Reform bedeutete damals für mich: Es muss etwas getan werden, das die Lebensweise der Menschen verbessert. Heute bedeutet Reform, dass etwas abgebaut werden soll, was bisher das Leben positiv beeinflusste.

Man sagt Reform und meint Einschnitt.

Genau. Das zeugt von innerer Verlogenheit, weil man noch mit der positiven Resonanz des Wortes spielt und dabei etwas ganz anderes bezweckt. Damit verkauft man die Menschen für dumm und diskreditiert einen politischen Weg, den ich eigentlich sehr schätze – nämlich die Entscheidungen so zu treffen, dass sich politische Handlungen stets an die Herausforderungen der Gegenwart anpassen können.

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