Gerhard Polt

Gerhard Polt

„Die wirklichen Ekel sind in der Minderzahl.“

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  • Simon Koy
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Zur Person

10. Mai 2021, Neuhaus. Gerhard Polt steht in der Diele seines Hauses unweit des Schliersees. Grünes Poloshirt, dunkelblaue Jeans, hellbraune Hausschuhe mit Fellfutter. Wache Augen, große Hände, Brille auf der Nase. Nein, draußen auf der Terrasse könne man nicht gut reden, sagt er mit seiner warmen, leicht knarzigen Polt-Stimme. Zu laut. Eine Amsel brüte unterm Hausdach, die schimpfe. Und der Nachbar werkle im Garten. Nehmen wir besser am Esstisch Platz, der in einer Ecke des Wohnzimmers steht. Darauf ein Tablett mit Erdbeerkuchen, Mandelgebäck und: Windbeuteln. „Die sind ja quasi vom Aussterben bedroht“, sagt Polt. An den Wänden kleine Gemälde, Aquarelle, Fotos. Polt, der Wortmächtige, dessen Bühnenfiguren gerne schimpfen und schäumen, guckt freundlich. „Worüber möchten Sie reden?“ Über Missverständnisse. Gegen Ende des Gesprächs gerät Polt ein bisschen in Rage. Unwillkürlich geht man in Deckung.

Gerhard Polt, angeblich dankte Ihnen vor Jahren ein ehemaliger SS-Mann dafür, dass Sie in einem Sketch gesagt hätten, die Tätigkeit als KZ-Aufseher sei kein Zuckerschlecken gewesen. Stimmt die Geschichte?

Das war einer hier aus dem Dorf. Ich war in einer TV-Sendung bei Dieter Hildebrandt, da hat die Figur, die ich im Sketch verkörperte, sinngemäß gesagt, man höre heute ständig etwas von Seiten der Juden, aber nie von der SS, doch die waren ja schließlich auch dabei. Der Mann dankte mir: „Großartig, dass Sie sich so was im Fernsehen zu sagen trauen, und noch dazu bei dieser roten Sau, dem Hildebrandt.“ Dann wollte er mich zum Bier einladen.

Nahmen Sie an?

Ich lehnte dankend ab.

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