Gerhard Polt

Gerhard Polt

„Wenn jemand einen Christbaum kauft und der nach ein paar Tagen nadelt, finde ich das wunderbar.“

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Zur Person

27.10.2005, Essen. Für manche ist er Zyniker, für manche Moralist. In der menschenleeren Bar des Hotels Mövenpick zeigt sich Gerhard Polt als eleganter Anarchist und Zivilisationskritiker – inklusive Charme und großer Seelenruhe.

Herr Polt, eine deutsche Rockband schrieb einmal: „Nur fair, dass ich es erwähne, das ist kein Lächeln, das sind gefletschte Zähne.“ Trifft das auf Ihre Arbeit zu?

Gerhard Polt: Nein.

Trotzdem bekommt man den Eindruck, dass Sie einen recht bitteren, bösen Humor besitzen.

Die Frage, warum jemand lacht, ist schwer zu beantworten. Für meine Person würde ich sagen: Wenn jemand über eine Geschichte nicht lachen kann oder sie als grausam empfindet, habe ich damit kein Problem. Sie können im Emotionsspektrum ohnehin nur vom Lachen ins Weinen gehen und das oszilliert je nach Lage. Ich schreibe aber nicht nur, weil ich Wut habe. Kennen Sie das Buch „Der Witz in Auschwitz“? Das ist eine Dokumentation über die Witze, die Kalauer und den Umgang mit dem Makabren, das die Häftlinge ins Lächerliche gezogen haben, um sich emotional aus ihrer Situation zu retten. Gehen Sie in ein Krankenhaus, und Sie finden dort lächerlichste, absurdeste Sachen, von denen sie eine Sekunde später sagen, dass die doch nicht zum Lachen waren. Aber vorher haben Sie gelacht. Gott sei Dank, denn es ist toll, dass wir das Instrument des Lachens zur Verfügung haben. Andernfalls wären wir echt arme Hunde. Hat nicht sogar Aristoteles gesagt: „Der Mensch ist ein Tier, das lachen kann?“

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