Gabriele von Arnim
„Die Hoffnung ist eine trügerische Gesellin.“
Zur Person
Gabriele von Arnim, geboren am 22. November 1946 in Hamburg, studierte Soziologie und Politikwissenschaft in Frankfurt am Main und ihrer Heimatstadt, wo sie 1972 auch promovierte. Direkt im Anschluss zog es sie für zehn Jahre als freie Journalistin und Auslandskorrespondentin für diverse deutsche Medien nach New York. Nach ihrer Rückkehr aus den USA arbeitete von Arnim zunächst in München und ab 1996 in Bonn. Neben ihrer journalistischen Tätigkeit, unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, Die Zeit und diverse Hörfunk- und Fernsehanstalten – etwa als Moderatorin der Sendung „Wortwechsel“ im SWR –, veröffentlichte von Arnim auch erzählerische Werke sowie zuletzt einige erfolgreiche Sachbücher. 2004 erlitt ihr zweiter Ehemann, der Journalist Martin Schulze, nach 20 gemeinsamen Jahren kurz nacheinander zwei schwere Schlaganfälle, und von Arnim widmete sich in der folgenden Dekade bis zu seinem Tod seiner Pflege – eine Erfahrung, die sie später auch literarisch verarbeitete. Gabriele von Arnim lebt in Berlin.
12. November 2024, Berlin. Erst vor wenigen Tagen gewann Donald Trump erneut die US-Präsidentschaftswahl. Ein gefühlter Weltuntergang für alle, denen die Demokratie am Herzen liegt. Umso dringlicher erscheint ein Gespräch darüber, wie man in düsteren Zeiten eben nicht verzweifelt oder den Kopf in den Sand steckt. Bestseller-Autorin und Journalistin Gabriele von Arnim bietet sich dafür an, hat sie doch gerade erst ein Buch zum Thema Zuversicht veröffentlicht. Als langjährige Auslandskorrespondentin in den USA kennt sie das Land außerdem sehr gut. Für das Zoom-Interview hat die 77-Jährige es sich in der Küche ihrer Berliner Altbau-Wohnung gemütlich gemacht.
Gabriele von Arnim, mit Donald Trump wurde vor ein paar Tagen ein verurteilter Straftäter, Frauenfeind, Klimaleugner und Rassist in das Weiße Haus gewählt, der Nahe Osten sowie die Ukraine stehen in Flammen, der Klimawandel führt weltweit zu humanitären Katastrophen, innenpolitisch könnte die Implosion der Ampel zur Steilvorlage für die AfD werden. Das so ziemlich Letzte, das mir gerade in den Sinn käme, wäre ein Plädoyer für die Zuversicht.
(lacht) Das kann ich gut verstehen. Bereits als ich das Buch geschrieben habe, war die Welt in Unruhe. Aber was im Moment los ist, ist wirklich unglaublich. Ausgerechnet am 6. und 7. November hatte ich zwei Lesungen über Zuversicht. Noch am Mittag des Tages der ersten Lesung hatte ich das Gefühl, dass ich das nicht schaffe. Ich habe ja selbst mal zehn Jahre lang in New York gelebt und bin einfach nur fassungslos, dass Trump wirklich beide Häuser – und dazu mit einem solchem Vorsprung – gewonnen hat. Das hat mich so aus den Pantinen gekippt, dass ich kurz davor war, die Lesung am Abend abzusagen. Doch nach diesem heftigen Schockmoment wurde mir klar: Das Einzige, das uns jetzt retten kann, ist Zuversicht. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass wir aktiv bleiben oder werden und versuchen, die Welt um uns herum so zu gestalten, dass sie frei, divers, ökologisch, freundlich und rebellisch bleibt oder wird.