Gabriele Pauli
„Unser Staat trägt dazu bei, Bedürftige zu schaffen.“
Zur Person
Dr. rer. pol. Gabriele Maud Pauli, geboren 1957, ist Diplom-Kauffrau und schrieb ihre Doktorarbeit über die PR-Praxis der CSU. 18 Jahre war sie Vorstandsmitglied der CSU und wurde 1990 im Landkreis Fürth zur jüngsten Landrätin Deutschlands und zur ersten Landrätin der CSU gewählt. 2002 erzielte sie 65,4% der Wählerstimmen, stellte sich jedoch dennoch im März 2008 nicht mehr als Landrätin zur Wahl. Große mediale Aufmerksamkeit fand Ende 2006 ihre Forderung, dass der damalige Bayerische Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber nicht erneut für dieses Amt kandidieren sollte, was schließlich zu seinem vorzeitigen Rücktritt führte. 1999 bekam Pauli das Bundesverdienstkreuz für bürgerfreundliche Verwaltung. Von Oktober 2008 (Freie Wähler) bis Oktober 2013 war sie Landtagsabgeordnete der Freien Wähler, jetzt ist sie parteilos. 2013 erschien ihr Buch „Die rote Rebellin – Fortschritt braucht Provokation“. Auch ohne Partei setzt sie sich weiterhin für gesellschaftlich notwendige Veränderungs- und Entwicklungsprozesse ein. Gabriele Pauli hat eine Tochter und lebt heute in München.
27.01.2014, München. Die „schöne Landrätin“ war entscheidend am Sturz von Edmund Stoiber beteiligt und riskierte dabei ihre politische Karriere. Noch immer beschäftigen Sie Themen wie Duckmäuserei und Filz in der Politik sowie neue Gesellschafts-Visionen. Sie vertritt eigenwilllige Ideen zu einer neuen Wirtschaftspolitik, dem Thema Familie und Kinder, Gesundheit, Bildung, Demokratie und Religion. Gemäß dem Motto: Erfolg ist, wenn man sich selber folgt. Angenehm überzeugend spricht sie, wirkt sehr menschlich, abgeklärt. Seit 2011 fanden mehrere Begegnungen statt, nun also ein Telefon-Interview, aus Anlass ihres aktuellen Buches „ Die rote Rebellin – Fortschritt braucht Provokation“. „Ich habe immer versucht, unsere Gesellschaft menschenfreundlicher zu machen“, so Pauli. Das ist und bleibt ihr erklärtes Ziel, mit und ohne Partei.
Dr. Pauli, Querdenker wie Sie sind in der Politik nicht besonders beliebt. Ist das Verfolgen eines eigenen Wegs abseits der Norm das, was den Menschen menschlich macht?
Gabriele Pauli: Mensch sein bedeutet für mich, den eigenen Gefühlen zu folgen und zu spüren, was echt ist und was nicht. Viele Menschen lassen sich durch Ansprüche, die sie an sich selbst oder an das Leben haben, leiten. Um herauszufinden, was das Eigene ist, muss man sich vom Ego-Denken befreien.
Was meinen Sie damit?
Man muss sich immer wieder fragen: Was tue ich, um anderen zu gefallen, um mich zu profilieren oder um anerkannt zu werden? Oder was tue ich aus einem übertriebenen Sicherheitsdenken heraus? Wenn man dies mit sich klärt, dann findet man immer mehr zu sich selbst und damit das, was eigentlich im Leben für einen vorgesehen ist. Ich stelle mir manchmal vor, unendlich reich und geliebt zu sein und frage mich dann, ob ich dann auch so leben würde, wie ich es jetzt tue. Dadurch erkenne ich die Abweichungen vom geführten, glücklichen Leben.