Frank Goosen
„Das einzige, was früher besser war, sind die eigenen Augen und Gelenke.“
Zur Person
Frank Goosen wurde 1966 in Bochum geboren, studierte Geschichte, Germanistik und Politik an der Ruhr-Universität und machte sich ab 1992 einen Namen als Kabarettist durch die gemeinsame Reihe „Tresenlesen“ mit Jochen Malmsheimer. Sein Debütroman „Liegen lernen“ gilt als Klassiker der Gegenwartsliteratur in der Tradition Nick Hornbys. Seither stehen seine Romane wie „Pokorny lacht“, „Pink Moon“ oder „Sommerfest“ für die gekonnte Fusion von Humor und Melancholie. Seit 2010 gehört Goosen zum Aufsichtsrat des VfL Bochum, in dem er sich für den sportlichen Erfolg ebenso einsetzt wie für die Basisnähe zu den Fans. Goosen lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Bochum.
Bochum, 02.02.2016. Wir treffen Frank Goosen in der Trinkhalle Ruhrgebeat, einem Geheimtipp im Kortländer Kiez. Das kleine Lokal mit Rundum-Schaufenster und aus Paletten gebauten Möbeln bietet ausschließlich Biersorten kleiner bis kleinster Familienunternehmen an. Heute Abend veranstaltet die Bieragentur DO eine Verkostung frisch importierter Tropfen aus Litauen. Draußen verbreitet klammer Bindfadenregen echte Ruhrpott-Stimmung. Dem Schriftsteller ist trotz anregender Biersorten wie „Skills in Pils“ oder „Bergmann“ eher nach heißem Cappuccino zumute. Zwischen uns liegt eine Landkarte, in der ein Kreis rund um das Ruhrgebiet gezogen ist.
Herr Goosen, Sie gelten als der Heimatautor Bochums im Speziellen und des Ruhrpotts im Allgemeinen. Lassen Sie uns über Orte sprechen, die in alle Himmelsrichtungen mindestens hundert Kilometer entfernt davon liegen.
Das gefällt mir. Schauen wir mal auf der Karte, was im Osten an diesen Kreis grenzt. Okay, das ist Paderborn.
Was fällt Ihnen zu der Stadt ein?
Wie fast jede Stadt im Land kenne ich Paderborn von einem Auftritt, in diesem Fall auf der Hinterbühne des örtlichen Theaters. Das ist schon eine ganze Weile her. Meine typischere Erfahrung ostwestfälischer Mentalität liegt nicht so weit zurück. Ein Auswärtsspiel des VfL Bochum beim SC Paderborn in der Zweiten Liga. Ich gehe im VIP-Bereich pinkeln und belausche auf der Toilette zwei Sponsoren oder Partner von Paderborn. Einer sagt: „Mensch, das Tollste wäre jetzt ein dritter Platz und dann in der Relegation gegen den Hamburger SV zu verlieren.“