Ferris MC
„Ich genieße inzwischen die Erschöpfung, weil sie mir zeigt, was ich geleistet habe.“
Zur Person
Ferris MC kam als Sascha Reimann am 2.10.1973 in Neuwied zur Welt und erlebte eine unstete Kindheit. Halt fand er einerseits bei Drogen, andererseits in der aufkeimenden HipHop-Kultur. Anfang der Neunzigerjahre gründete er mit zwei Freunden das Rap-Kollektiv Freaks Association Bremen (F.A.B.), mit dem er 1995 ein Album veröffentlichte. Nach dessen Auflösung startete er eine erfolgreiche Solo-Karriere und nahm bis 2004 vier Alben auf. Seit 2006 ist er festes Mitglied der Pop-Formation Deichkind, mit der er seither drei Alben einspielte. Nebenbei arbeitet Reimann als Schauspieler und Synchronsprecher und tritt seit 2008 unter dem Namen Ferris Hilton als Electro- und Techno-DJ in Erscheinung.
10.3.2015, Hamburg. Die letzte Begegnung mit Ferris MC liegt über zwölf Jahre zurück – damals präsentierte sich der Rap-Musiker als Sinn suchender Endzwanziger, der viel Zeit und Energie in das Verstehen seines Wesens und seiner verkorksten Kindheit investierte. Heute sitzt ein anderer Mann in der Bar „Hamburger Botschaft“: Einer, der sich gefunden hat, der sich kennt und begreift – und der aus dieser Motivation heraus ein neues Soloalbum aufgenommen hat, das wie ein Neubeginn klingt. „Glück ohne Scherben“ liefert dann auch das Oberthema zu diesem Gespräch: Was bedeutet Glück? Und wie kann man es erzeugen und erhalten?
Ferris, vor dem Hintergrund Ihres neuen Albumtitels: Gibt es Glück ohne Scherben?
Ferris MC: Was mich betrifft: Ja. Gegenwärtig befinde ich mich in einem Zustand, wo ich Glück ohne Scherben auslebe. Früher mussten Scherben immer irgendwie vorhanden sein, um daraus Glück entstehen zu lassen. Es musste immer erst alles kaputtgehen, bevor ich es wieder aufbauen konnte. Aber diese Phasen des Lebens habe ich mittlerweile hinter mir gelassen.
Was ist für Sie heute Glück?
Glück ist zum Beispiel, ohne Existenzängste leben zu können. Mein Leben nach meinen Vorstellungen leben zu dürfen. Mit meiner Frau verheiratet zu sein, bei Deichkind zu sein, nach so langer Zeit ein neues Album gemacht zu haben, keine schweren Krankheiten durchmachen zu müssen – gerade auch aufgrund meines früheren Lebensstils. Da gibt es ganz andere Beispiele, die ähnlich abgerockt haben und jetzt nicht hier sitzen könnten, um mit Ihnen zu reden.