Felicitas Schirow

Felicitas Schirow

„Man kann eine Dienstleitung kaufen, man kann sich sogar Gefühle erkaufen, aber nicht den Menschen selbst.“

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  • Torsten Roman
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Zur Person

09.05.2007, Berlin. Für Bordell-Chefin Felicitas Schirow ist Prostitution kein Problemfall, sondern ein sozialer Faktor – und für mehr als die Hälfte aller deutschen Männer beinahe ein Alltagsgeschäft. Schirow empfängt in ihrem Haus im Stadtteil Wilmersdorf. Eine Architektin, mit der sie zurzeit einen Umbau ihres Heims plant, ist gerade erst zur Tür hinaus. Frau Schirow kocht Früchtetee, entschuldigt sich für die Unordnung und macht den Fernseher aus. Ein Gespräch über Prostituierte als Dienstleisterinnen und die Zeitschrift Emma als Feindbild.

Frau Schirow, Sie haben jahrelang als Prostituierte gearbeitet. Würden Sie sagen, dass man jeden Menschen für einen bestimmten Preis kaufen kann?

Felicitas Schirow: Das würde ich nie wagen, zu behaupten. Man kann eine Dienstleitung kaufen, man kann sich sogar Gefühle erkaufen, aber nicht den Menschen selbst. Deshalb passt auch der Begriff „eine Frau kaufen“ nicht. Ein Freier kauft nicht die Frau, er bekommt nur ihren Körper für einen gewissen Zeitraum zur Verfügung gestellt. Danach ist sie dieselbe Persönlichkeit, die sie vorher schon war. Prostitution ist nur eine Dienstleistung, kein Verkauf.

Wenn Sie Dienstleistung sagen, was bieten Sie an?

Da es um Gefühle – zumindest körperliche Gefühle – geht, ist Prostitution keine Dienstleistung wie beispielsweise die Reparatur eines Schuhs. Doch auch bei uns wird vorher besprochen, was der Kunde möchte, und dann sieht man, ob die Frau ihm das bieten kann. Natürlich kauft der Mann aber nicht nur den Akt, sondern auch die Illusion, eine geile Frau gehabt zu haben, die auf ihn abfährt und ihm das Gefühl gibt, er sei ein Hengst im Bett.

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