Eveline Hall
„Ich bin der geborene Ehrgeizling.“
Zur Person
Eveline Hall wurde als Eveline Klopsch am 25. Oktober 1945 in Greifswald geboren. Ihr Vater war Schauspieler, ihre Mutter Tänzerin. Wie sie wollte auch „Püppi“, wie Eveline Halls Familienspitzname lautete, zum Ballett. Zunächst wuchs sie in Berlin bei einer Tante, später in Hamburg bei ihren Eltern zusammen mit dem älteren Bruder auf. In den 70er-Jahren wurde sie vom Staatsopern-Intendanten Rolf Liebermann entdeckt, ab 16 war sie Solotänzerin. Auf dem Höhepunkt ihrer Tanzkarriere nahm sie sich eine Auszeit von der Klassik, tanzte weiter als Showgirl der „Lido Bluebell Group“ in Las Vegas. Drei Jahre blieb sie, traf unter anderem Elvis Presley, Diana Ross und ihren späteren Ehemann: Mit David Hall kehrte sie nach Hamburg zurück. Nach einer Schauspielausbildung folgten Engagements an Bühnen in Hamburg, Basel, München und Straßburg. Nach einigen Jahren in Frankreich und einer Durststrecke lief Hall mit 65 Jahren für den Designer Michael Michalski über den Laufsteg. Seitdem ist sie eines der international gefragtesten Master-Models. Im Jahr 2013 erschien ihre Biografie „Ich steig aus und mach ne eigene Show“, 2015 das erste Gesangsalbum „Just A Name“. Sie lebt inzwischen alleine in der Wohnung der Familie in Hamburg.
13. Mai 2021, Hamburg. Fröhlich meldet sich Eveline Hall von ihrem Bakelit-Nachkriegstelefon. Die ehemalige Primaballerina, die mit Mitte 60 noch eine erfolgreiche Model-Karriere gestartet hat, unterbricht für unser Gespräch ein spannendes Tennismatch im Fernsehen. Sie berichtet von maßgeschneiderten Filmrollen, Neustarts im gesetzten Alter und romantischen Orten mit Hefe-Duft. Intensive Einblicke erlaubt Hall in ihre besondere Familiengeschichte.
Eveline Hall, als Balletttänzerin waren Sie in Hamburg an der Staatsoper, dann viele Jahre als Showgirl in Paris und Las Vegas tätig. Gesang und Schauspiel haben Sie auch gelernt. Mit 60 kam dann das Modeln hinzu. Wissen Sie beim Aufwachen, wer und was Sie sind?
Tatsächlich wache ich morgens auf und werde mir meiner vielfältigen Möglichkeiten erst langsam bewusst. Momentan fühle ich mich dank der vielen Aktivitäten zehn Jahre jünger, als mein Pass es ausweist. Mein Arzt holt mich dann aber zurück auf den Boden der Tatsachen, wenn er über seine Brille schaut und mich fragt: „Wir wissen aber schon, wie alt wir sind?“ (lacht)
Sie sprechen mit mir über ein älteres Telefon, einen Klassiker der Telekommunikation.
Ja, mein Spezialtelefon liebt jeder. Es stammt noch von meinen Eltern. Der Apparat hat alles, was ich brauche, um in Ruhe zu sprechen. Ohne Empfangsprobleme bietet er die besten Voraussetzungen für ein gutes Gespräch. Etwas romantische Nostalgie schwingt dabei natürlich auch mit. Das fängt mit der klackernden Wählscheibe an und endet mit dem Klang, der entsteht, wenn ich den Hörer auf die Gabel lege. Das ist für mich vergleichbar mit dem Hören einer schönen Schallplatte. Sie legen das Vinyl auf, es knistert ein kleines bisschen. Ich liebe es – und darum bleibt dieser Apparat bei mir, bis ich umfalle.