Don Was
„Unser Plan war es nie, die Regierung der USA zu stürzen.“
Zur Person
Don Was alias Don Fagenson wird am 13. September 1952 in Detroit geboren und entscheidet sich schon als Teenager für eine Karriere im Musikbusiness. Mit seinem Jugendfreund David Weiss gründet er die Gruppe Was (Not Was), mit der er 1987 den Hit »Walk The Dinosaur« landet. Erfolgreicher ist er als Produzent für namhafte Künstler wie Bob Dylan, Iggy Pop, Brian Wilson, Elton John und die Rolling Stones, was ihm bis heute fünf Grammys eingebracht hat. 2011 wird Don Was zum Chef des legendären Jazz-Labels Blue Note berufen, wo er auch federführend für die Vinyl-Sparte Tone Poets verantwortlich ist. Wenn er nicht gerade mit seinem Wohnmobil an der kalifornischen Küste unterwegs ist, lebt Don Was in Los Angeles.
12. September 2024, Los Angeles. Das Leben von Don Was dreht sich in mehrfacher Hinsicht um die Schallplatte. Seit er vor dreizehn Jahren zum Chef des legendären Jazz-Labels Blue Note berufen wurde, fühle er sich jeden Tag wie das sprichwörtliche Kind in der Spielwarenabteilung, sagt der 72-jährige Produzent. Ab und zu betätigt er sich noch selber als Musiker, etwa wenn ein alter Freund wie Wayne Kramer ihn darum bittet. Kramer starb leider im vergangenen Februar, doch sein Vermächtnis bleibt für Don Was lebendig. Ein Gespräch über Detroit, die Kraft der Musik und die Vorstellung, dass 2024 ein bisschen wie 1968 ist.
Don Was, wenn Sie als Blue-Note-Chef einem Außerirdischen erklären müssten, was Blues ist – was würden Sie sagen?
(überlegt) Blues ist wie Jazz eine Musik, die in einer Geheimsprache wurzelt. Die-se Geheimsprache wurde erfunden, als damals all die Menschen aus Afrika verschleppt worden sind, um hier als Plantagensklaven zu arbeiten. Den Sklaven war nicht erlaubt, weiterhin ihren Traditionen und Bräuchen nachzugehen, denn es ist leichter, Menschen zu kontrollieren, wenn man ihnen ihre Kultur wegnimmt. Um die Kultur am Leben zu halten, braucht man eine Geheimsprache, und darauf basieren sowohl Jazz als auch Blues. Und damit auch die Popmusik von heute.
Und das hören Sie immer noch heraus, wenn Sie mit Ihrem Label beispielsweise eine neue Platte von Jazz-Legende Wayne Shorter herausbringen?
Absolut. Jazz spricht längst nicht mehr nur zu Afroamerikanern, sondern findet auf der ganzen Welt Gehör. Aber die Wut über die Unterdrückung, der Kampf um die Freiheit, damit kann jeder etwas anfangen, der sich schon einmal in der Minderheit gefühlt hat. Warum wurde Blue Note wohl ausgerechnet von Alfred Lion und Francis Wolff, zwei deutschen Juden, gegründet? Weil sie damals von den Nazis verfolgt wurden, weil sie in die USA emigrieren mussten und weil sie in der Zwangslage der Schwarzen ihre eigene Zwangslage wiedererkannt haben. Sie haben den Blues verstanden, weil sie mit den Unterdrückten sympathisierten.