Dietrich Grönemeyer

Dietrich Grönemeyer

„Wir sollten sagen: Schön, dass du da bist, Körper!“

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Zur Person

07. Dezember 2018, Berlin. Ein später Freitagnachmittag in Steglitz. Im Shoppingzentrum tummeln sich die Käufer. Der Eingang zu Dietrich Grönemeyers Institut ist kaum wahrnehmbar. Drinnen wirkt es dann sehr still, die letzten Patienten sind vor einer Stunde gegangen. Die Tochter arbeitet mit im Betrieb, sie führt in einen Warteraum, der an eine Lounge erinnert. Geschwungene Buchstaben zieren die Wände. Zu lesen sind Sprüche wie „Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln“ und „Patient und Arzt auf Augenhöhe“. Als Dietrich Grönemeyer eintritt, sind seine Schritte kaum zu hören, er trägt neonfarbene Sportschuhe. In seinem Wesen liegt eine Grundheiterkeit. Doch scheut er sich nicht, von den Erschütterungen seines Lebens zu berichten, von den Torturen, denen er als Kind bei medizinischen Behandlungen ausgesetzt war, und von dem schweren Verlust eines Bruders, der in seinen Armen starb.

Herr Grönemeyer, finden Sie sich schön?

Ich bin niemand, der lange vorm Spiegel steht. Schön oder nicht, was besagt das schon. Hauptsache, ich fühle mich wohl. Als junger Arzt auf einer Station für Krebspatientinnen trug ich Latzhose, Vollbart und lange Haare. Der Chef schlich manchmal um mich herum und meinte, ich solle zum Friseur gehen. Den Patientinnen war es aber egal, wie ich aussah. Die haben mich akzeptiert, wie ich war. Wir hatten ein gutes Verhältnis, vielleicht auch deshalb, weil mir Äußerlichkeiten weniger wichtig waren – und sind.

Ich stelle Ihnen diese Frage, weil sie Männern kaum gestellt wird. Der Druck, schön zu sein, lastet eher auf den Frauen.

Man sollte fragen: Warum der Druck? Jeder Mensch ist einzigartig. Warum sollten alle gleich aussehen, nach einer Norm?

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