Dieter Meier

Dieter Meier

„Ich bin ein Pilzgeflecht.“

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25.04.2014, Berlin. Im Foyer stehen kitschige Möbel im Kolonialstil, an den Wänden hängt Street Art. Pünktlich um elf Uhr steigt Dieter Meier aus dem Fahrstuhl: leger und elegant zugleich, mit feinem Halstuch, Jackett, dunkelblauem Polohemd und braunen Cordhosen. Der Oberlippenbart ist perfekt getrimmt, er wirkt frisch und zufrieden. Wieder im Fahrstuhl, während wir nach oben auf die Dachterrasse fahren, trifft er eine Bekannte, der er vom italienischen Restaurant berichtet, in dem er am Abend vorher gegessen hat. Es war großartig, wie so vieles in Dieter Meiers Leben. Wir setzen uns an einen Tisch und bestellen Kaffee, die Kellnerin bringt stattdessen eine Cola.

Herr Meier, Sie wollten doch etwas anderes, nicht?

Dieter Meier: Ja. Das habe ich zwar nicht bestellt, aber ich freue mich, dass es gekommen ist. Es ist perfekt. Vermutlich haben sie ganz tief in mich hineingeschaut und gemerkt, dass ich eigentlich eine Cola will.

Sie sind ein Glückspilz: Ohne es auszusprechen, bekommen Sie was Sie wollen. Wie machen Sie das?

Glückspilz würde ich nicht sagen. Aber das ist ein gutes, kleines Beispiel, dass man nicht überall versuchen sollte, seinen Willen durchzusetzen. Ich sehe mich in vielen Dingen, die ich mache, nicht als der große Produzent, Hervorbringer, Künstler oder was auch immer. Die Dinge kommen auf mich zu, und ich bin allenfalls eine Art Rhizom, diese Pilzgeflechte, die im Boden stecken. Das wäre mein Charakter, ein Gemisch aus genetischer Veranlagung, eigener Erfahrung und Geworfensein auf diesem Planeten. Aus diesem Rhizom, was eben die Gesamtheit meiner Person wäre, wachsen Pilze, wenn die Temperatur stimmt und der Regen drauf fällt.

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