Denis Scheck

Denis Scheck

„Literatur übt auf das Scheitern ein.“

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24. September 2019, Berlin. Dass Denis Scheck den Anruf nicht im Jogginganzug entgegennimmt, dessen kann man sich sicher sein. Anzug ist Pflicht. Das wird er später bestätigen. Er erwartet unseren Anruf in einem Hotelzimmer; wie so oft ist er unterwegs. Wegen der baldigen Neuerscheinung seines literarischen Kanons folgt Interview auf Interview. Auf seinem Nachttisch liegt, wie er erzählt, vorsorglich ein Werk von Hölderlin, denn wenn ihm die Pressevertreter zu sehr auf die Nerven gehen, wäre Hölderlin die beste Beruhigung. In unserem Gespräch geht es vor allem heiter zu. Auch wenn der Literaturkritiker die dunklen Seiten nicht scheut und offenlegt, was er seinen Eltern nie verzeihen wird.

Herr Scheck, Sie im Jogginganzug, das ist schwer vorstellbar. Ist das gut so?

Ich bin, so wie Sie mich im Fernsehen sehen, auch privat anzutreffen. Warum sollte ich mich verstellen? Ich kleide mich seit meinem 13. oder 14. Lebensjahr so. Mich im Jogginganzug zu sehen, das bleibt meinem Hund vorbehalten. Wenn ich nicht schwimme, dann laufe ich, mit ihm an meiner Seite, ein halbes Stündlein, fünf Kilometer. Das mache ich am Morgen zuallererst, darauf bin ich sehr stolz.

Befremdlich wäre auch, Sie in Klatschblätter vertieft zu sehen.

Als ich ein kleines Kind war, dachte ich, wenn ich erwachsen werde, allerspätestens bis zum Jahr 2000, hätte sich von allein das erledigt, was blöd und stumpfsinnig ist. Also der Katholizismus, der FC Bayern – und Klatschblätter wie „Frau ohne Hund“ und wie die alle heißen. Jetzt schreiben wir 2019, und die sind alle noch da. Das heißt, ohne energisch intellektuell vorangetriebene Abbrucharbeit wird da nichts passieren. Robert Gernhardt sagte einst treffend: „Das Schöne scheidet, schwindet, flieht.“ Der Scheiß bleibt.

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