David Schalko
„Wir leben in einer überempathischen Zeit.“
Zur Person
David Schalko (geboren am 17.01.1973 in Niederösterreich) wuchs in Wien auf. Weil ihm nichts Besseres einfiel, studierte er BWL. Ein erstes Buch mit Gedichten erschien 1995. Nach ersten Tätigkeiten fürs Fernsehen arbeitete Schalko zunächst in der Werbung. Als freier Autor schrieb er Texte, Sexkolumnen und Drehbücher. 2002 kehrte er zum ORF zurück, sein experimentelles Format „Sendung ohne Namen“ wurde von der Kritik gelobt. Seitdem hat sich Schalko als Autor zwischen den Formaten etabliert. Er arbeitet für Film, Fernsehen und Theater, schreibt Romane. Besonders bekannt wurde er für seine TV-Serien „Braunschlag“ und „Altes Geld“, bei denen er sich mit dem Thema Gier beschäftigte. Er lebt mit seiner Familie in Wien.
04. Januar 2021, Wien. David Schalko sitzt vor dem Laptop in der heimischen Küche, die E-Zigarette ist im Dauereinsatz. Der Regisseur und Autor genießt die wenigen ruhigen Tage des jungen Jahres, schon bald wird sich das Tempo ändern: Sein neuer Roman „Bad Regina“ erscheint, es folgt eine Serie auf Sky, zusammen mit Jan Böhmermann arbeitet er an einer Verfilmung von Straches Ibiza-Affäre. Schalko hat erkennbar Freude am Gedankenaustausch, er wäre ein guter Typ für eine Stammtischrunde – ein Ort der Debatte, den er sich zurückwünscht. Als Teil einer europäischen Kultur, die seiner Meinung nach in einer existenziellen Krise steckt.
Herr Schalko, weiß ein Autor mehr über die Figuren, über die er schreibt, als der Leser?
Das glaube ich nicht, nein. Am Anfang eines Buches vielleicht, da hat er noch einen Wissensvorsprung. Je weiter der Leser in der Geschichte vorankommt, desto mehr macht er sich ein eigenes Bild. Am Ende hat er dann sicher häufig ein anderes vor Augen, als der Autor es hatte. Unmöglich zu sagen, wer dann mehr weiß.
Sie geben als Autor also Ihre Figuren aus der Hand.
Ja, wobei dabei ein sehr intimer Austausch mit dem Leser stattfindet. Es werden ja schließlich eine Menge Dinge verhandelt. Das ist vergleichbar mit einem Gespräch, man kommuniziert sehr eng miteinander, aber wenn man am Ende die beiden Beteiligten fragt, was hängen geblieben ist, ergeben sich oft zwei unterschiedliche Sichtweisen.