David Byrne
„Immer nur zu jammern ist langweilig.“
Zur Person
David Byrne (geboren am 15.5.1952 im schottischen Dumbarton) siedelte als Junge mit seiner Familie über Kanada in die USA. Er lernte einige Instrumente, wurde aber wegen mangelnder Gesangsleistungen nicht in den Schulchor aufgenommen. Mit sozialen Kontakten tat er sich schwer, leichter fielen ihm Beziehungen in Bands. Nach seinem Umzug nach New York gründete er mit seinem Schulfreund Chris Frantz und dessen Freundin Tina Weymouth die Band Talking Heads. Die Gruppe entwickelte sich zu einer der führenden Postpunkbands, später landete sie Hits wie „Burning Down The House“ oder „Road To Nowhere“. Seit der Auflösung 1991 ist er als Solokünstler tätig. Dazu betreibt er ein Label für Ethno-Musik, schrieb Bücher übers Radfahren oder die Musikindustrie.
23. Januar 2018, Berlin. David Byrne ist in der Hauptstadt, um einen Vortrag übers Heitersein in tristen Zeiten zu halten. Er trägt Anzug, die Haare sind weiß und akkurat frisiert, er wirkt mindestens so elegant wie heiter. Der Mann, dessen vielleicht bekanntester Song mit seiner ehemaligen Band Talking Heads von einem „Psycho Killer“ handelt, hat sich zwar nicht der Weltenrettung, aber doch deren Verbesserung verschrieben. Eine Prise Nervosität liegt in seinen Gesten.
Mr. Byrne, Sie haben Ihr Projekt „Reasons To Be Cheerful“, Gründe zum Fröhlichsein, genannt. Warum dieser Titel?
Es ist der Name eines Songs von Ian Dury aus den frühen Siebzigerjahren. Das war damals für ihn und uns alle eine schwierige Zeit, und ich dachte: Wir stecken jetzt gerade in etwas Ähnlichem – warum suche ich nicht auch nach Gründen zur Heiterkeit. Ich habe angefangen, Dinge zu sammeln, die mir ein bisschen Hoffnung geben. Das Projekt begann ich in derselben Zeit, in der ich anfing, die Songs für das neue Album „American Utopia“ zu schreiben.
Erst dachten Sie sich also: „Mann, ist das alles gerade Mist.“ Dann: „Es ist echt langweilig, immer nur zu sagen, dass alles Mist ist. Wir brauchen mal was Positives.“
Ja, genau! Immer nur zu jammern, das ist langweilig. Wir wissen, dass die Lage mies ist, man muss dafür kein kluger Mensch sein. Was also können wir tun? Ich dachte, wir können Dinge finden, die funktionieren, die positiv sind, und diese als Beispiel nehmen und uns fragen: Kann das kopiert werden?