
Daniel Libeskind
„Architektur ist mehr als das saubere Zeichnen schöner Fassaden.“
Zur Person
Daniel Libeskind wurde 1946 im polnischen Lodz geboren. 1957 emigrierte er mit seinen Eltern nach Israel, 1960 ging er nach New York und nahm 1965 die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Libeskind studierte Musik und Architektur, lehrte anschließend an diversen Universitäten und Hochschulen. Das Mitglied der Berliner Akademie der Künste erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Berliner Kulturpreis und den Deutschen Architekturpreis. Nach 13 Jahren in Berlin lebt er seit Anfang 2003 mit seiner Frau Nina und seinen drei Kindern in New York. Seine Autobiografie „Breaking Ground – Entwürfe meines Lebens“ erschien 2004. Seit 2007 hat Libeskind an der Leuphana Universität Lüneburg die Professur für Architekturentwurf inne.
27.01.2004, Köln. Die Tür zum Konferenzraum des Verlages ‚Kiepenheuer & Witsch’ öffnet sich, Star-Architekt Daniel Libeskind kommt mit einem breiten Strahlen im Gesicht herein. Sein amüsiertes, gleichzeitig konzentriertes Blitzen in den Augen wird während des gesamten Gespräches nicht nachlassen.
Herr Libeskind, Sie haben 13 Jahre in Berlin gelebt, bevor Sie 2003 mit Ihrer Familie nach New York gezogen sind. Wie fühlen Sie sich jetzt bei einem Besuch in Deutschland?
Daniel Libeskind: Es ist großartig. Besonders Berlin bedeutet mir nach so vielen Jahren des Lebens und Arbeitens natürlich sehr viel. Es ist einfach Teil meiner Heimat, überall. Auch wenn ich in New York bin, fühle ich mich zum Teil in Berlin. (lacht)
Mit welcher Art von Wahrnehmung gehen Sie heutzutage durch eine Stadt, in der Sie zum ersten Mal sind?
Es ist für mich, wie von Musik berieselt zu werden, von ihr umgeben zu sein. Ich achte nicht auf spezielle Einzelheiten, arbeite Straßenzüge nicht mit einem Stadtplan ab. Natürlich weiß ich viel über Stadtplanung, aber ich lasse eher die gebündelte Kraft einer Stadt auf mich wirken. Hier in Köln zum Beispiel stehe ich sprachlos vor dem Dom und seinem Umfeld und lasse beim Anblick die Geschichte auf mich wirken.