Cordula Stratmann
„Wir sind friedlicher, wenn wir lachen.“
Zur Person
Cordula Stratmann wurde 1963 als jüngstes von drei Kindern in Düsseldorf geboren. Nach ihrem Abitur studierte sie Soziale Arbeit in Köln. Nachdem sie im Anschluss zunächst in der Familienberatung tätig war, entdeckte sie mit Ende 20 ihr Talent und ihre Leidenschaft für die Comedy, weswegen sie 1998 die Tätigkeit als Therapeutin vorerst auf Eis legte. Für ihre Rolle bei dem Impro-Format »Schillerstraße«, in dem sie unter anderem an der Seite ihrer guten Freundin Annette Frier spielte, wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Seit 2019 arbeitet sie neben ihrer Tätigkeit als Schau-spielerin, Komikerin und Moderatorin auch wieder als systemische Familientherapeutin mit eigener Praxis in Köln. In der Domstadt lebt sie mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn.
19. September 2024, Köln. Cordula Stratmann hat Franzbrötchen und ein Apfelplunder-Teilchen auf Reserve besorgt, falls man Zimt nicht mag. »Man kann doch nicht Gäste einladen und dann nichts im Haus haben«, sagt sie. Die Erkältung, weswegen das Interview kurz auf der Kippe stand, ist ihr nicht anzumerken. In den samtigen petrolfarbigen Ohren-sesseln in ihrer geschmackvoll eingerichteten Praxis kann man es sich bestens bequem machen. In diesen vier Wänden spielt nicht die Komikerin Cordula Stratmann die Haupt-rolle, sondern die systemische Familientherapeutin. Seit einigen Jahren schon widmet sie sich wieder verstärkt dieser Berufung. Ein Gespräch über das Loslassen, die Relevanz von Amüsierbereitschaft und die fundamentalste Aufgabe des Lebens: die Elternschaft.
Cordula Stratmann, Sie sind systemische Familientherapeutin und Komikerin. In welcher Hinsicht unterscheiden sich diese Berufe gänzlich voneinander?
Diese Frage kann ich nicht beantworten. Für mich gehören sie organisch zusammen. Therapeutisch zu arbeiten, bedeutet in der Hauptsache Reflexion. Und auch Comedy lebt von der Beobachtung. Das ist der gemeinsame Nenner. In beiden Jobs möchte ich eine Wirkung erzielen. Eine gelungene Bühnenpräsentation ist, wenn über den bloßen Materialaustausch hinaus etwas passiert. Wenn die Komik in der Luft spürbar ist. Das ist in der therapeutischen Arbeit genauso, denn auch hier ist bei Gelingen ganz viel spürbar, zum Beispiel Kummer, Aufbruch oder Ratlosigkeit.
Ist Comedy also wie Therapie mit mehr Publikum?
Ich empfinde gute Komiker tatsächlich als therapeutisch, ja. Diese Menschen sind gut für das Seelenheil eines Landes. Weil wir friedlicher sind, wenn wir lachen. In Köln hat man es in dieser Hinsicht be-sonders gut getroffen, weil es zur DNA vieler Leute hier gehört, dass sie es gerne mit einem »Wir« zu tun haben. Es ist für eine funktionierende Gesellschaft unabdingbar, dass man dieses »Wir« nicht aufgibt. Deshalb haben Menschen, die in der Lage sind, Heiterkeit zu entfachen, genau diese Aufgabe. Davor darf man sich nicht drücken. Wer Heiterkeit in sich trägt, sollte sie nicht nur allein im Wohnzimmer ausleben.