Colin Firth

Colin Firth

„Ich mag gutes Benehmen.“

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03.02.2015, Berlin. Zur Weltpremiere seines neuen Films „Die Liebe seines Lebens – The Railway Man“ hatte Colin Firth in ein kanadisches Restaurant eingeladen, in dem man vor lauter Lärm sein eigenes Wort nicht verstehen konnte. Beim Treffen in Berlin herrscht dagegen angenehme Ruhe. Firth, der in der persönlichen Begegnung trotz seiner Größe von 1,87 m fast schmal und schmächtig wirkt, trägt inzwischen eine auffällige Brille mit dicken schwarzen Rändern. Ansonsten ist alles wie immer: Smarter und humorvoller als der viel beschäftigte Brite präsentieren sich Schauspieler selten.

Mr. Firth, in Ihrem neuen Film „Die Liebe seines Lebens“ spielen Sie einen traumatisierten britischen Kriegsgefangenen aus dem Zweiten Weltkrieg. Das stelle ich mir für einen Zivilisten psychologisch sehr schwierig vor.

Colin Firth: Da widerspreche ich Ihnen nicht. Aber für uns Schauspieler ist das Alltag, psychologische Abgründe sind fester Bestandteil unseres Jobs. Gleichzeitig habe ich nie eine Antwort, wenn man mich fragt, wie ich mich in solche Rollen einfühle. Wenn man einen direkten Bezug zwischen sich und der Figur herstellen kann, ist das natürlich einigermaßen einfach. Davon konnte diesmal allerdings keine Rede sein, denn so ein Folter-Trauma wie im Film liegt natürlich vollkommen außerhalb meiner Erfahrungswerte. Solche Erlebnisse sind im Grunde unvorstellbar, nur dass man als Schauspieler versuchen muss, sie sich trotzdem vorzustellen. Letztlich ist meine Vorstellungskraft in diesen Fällen das einzige Hilfsmittel, das ich habe. Bei „Die Liebe seines Lebens“ habe ich versucht, jede verfügbare Information über meine Figur Eric Lomax und sein Leben in die Hände zu bekommen, um so meine Phantasie und mein Einfühlungsvermögen ankurbeln zu können. Mein Kollege Jeremy Irvine, der Eric in jungen Jahren spielt, hatte es da einfacher. Er spielt all die frühen Szenen im Film, während es für mich anschließend darum geht, die psychologische Spätfolgen sichtbar zu machen, die Eric erleidet. Angesichts der plastischen Folterszenen am Anfang hätte ich nicht mit Jeremy tauschen wollen.

Sind Sie zur Vorbereitung an die Orte gefahren, wo Lomax damals in Kriegsgefangenschaft geraten war und Zwangsarbeit verrichten musste?

Nein. Vor Ort in Thailand war ich erst, als wir wirklich gedreht haben. Die klassische Recherche war diesmal ohnehin nicht angesagt, denn ich hatte das Glück, dass Eric noch lebte, als wir mit der Arbeit begannen. Seine Autobiografie, auf der der Film beruht, und meine ausführlichen Gespräche mit ihm und seiner Frau waren alles, was ich zur Vorbereitung auf meine Rolle brauchte.

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