Christopher Lee
„Ich möchte weiterhin meine Grenzen erforschen.“
Zur Person
Christopher Frank Carandini Lee wurde am 27.05.1922 als Sohn eines britischen Armee-Obersten und einer italienischen Gräfin in London geboren. Nach College-Abschlüssen in Eton und Wellington trat er im Zweiten Weltkrieg der Royal Air Force bei. Später begann er eine Schauspiel- und Gesangskarriere; in den 60ern gelang der Durchbruch als Filmstar, besonders bekannt wurde Lee als Graf Dracula. Nach einer Durststrecke während der 80er und 90er kam er mit Parts in „Der Herr der Ringe“ sowie der zweiten „Star Wars“-Trilogie wieder groß ins Geschäft. Lee lebt mit seiner Frau, dem Ex-Model Birgit Kroencke, in England. Das Paar hat eine Tochter namens Christina.
02.12.2004, Köln. Fast zwei Meter groß ist der Schauspieler und Sänger, der langsam die Treppe zur Hotelbar hinunter steigt. Älter ist Christopher Lee geworden, aber er wirkt noch immer imposant. Im Gespräch zeigt er sich als aufgeschlossener und extrem höflicher Mensch.
Mr. Lee, hatten Sie während Ihres Aufenthalts hier in Köln schon die Chance, Ihre beachtlichen Deutsch-Kenntnisse aufzufrischen?
Christopher Lee: (in langsamem, aber nahezu akzentfreiem Deutsch) Guten Tag, mein Herr. Ich hatte leider nicht viel Zeit zum Praktizieren meines Deutschs. Wir haben fast rund um die Uhr einen Videoclip für die Band Rhapsody gedreht, bei dem ich ein und denselben Song etwa 80 Mal singen musste. Dazwischen musste ich meine Stimme schonen. (ab jetzt auf Englisch) Ich glaube, ich würde das Interview aber doch lieber auf Englisch führen. Ich habe, trotz meiner regelmäßigen Besuche hier, zu wenige Chancen, das vor vielen Jahren Gelernte aufzufrischen. Fast jeder hier spricht so gut Englisch, dass ich es einfach nicht mehr brauche.
Vor Ihrer Karriere als Schauspieler sind Sie im zweiten Weltkrieg für die Royal Air Force geflogen und haben gegen die Deutschen gekämpft. Ist es da ein befremdliches Gefühl für Sie, in Köln, Hamburg oder Berlin zu sein?
Absolut nicht. Warum auch? Der Krieg ist jetzt fast 60 Jahre her und längst Vergangenheit. Damals haben wir nicht gekämpft, weil wir dieses schöne Land oder die Menschen darin hassten, sondern um den Traum eines wahnsinnigen Mannes und seiner Partei zu verhindern. Ich habe meinen bescheidenen Teil dazu beigetragen, und damit hatte es sich für mich erledigt. Ich habe viele Freunde und offenbar jede Menge Fans hier. Speziell letzteres überrascht mich allerdings nicht wirklich, wenn man bedenkt, welche Art Filme ich hauptsächlich gemacht habe: Die deutsche Geschichte und Kulturhistorie ist voller großer Mythen und wird von einem Hang zur Symbolik bestimmt, speziell zu allem Düsteren und Gothischen.