Christoph Waltz

Christoph Waltz

„Das Leben ist eine ständige Verhandlung mit mir selbst.“

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28. November 2018, Berlin. Ausgerechnet Marillenmarmelade. Christoph Waltz hält das Glas so, als wolle er es verbergen, wie etwas sehr Privates. Ein Freund, den er vor unserem Gespräch zum Mittagessen getroffen hatte, hat es ihm geschenkt. Gern spricht er nun noch kurz über die Vorzüge von Marillen (Aprikose für Sachertorte) und Ribisel (rote Johannisbeere für Linzer Torte), bevor er auf dem Sofa Platz nimmt. Wir treffen den Weltstar im Hotel Adlon, draußen der Pariser Platz unter einem matten, hellen Winterhimmel, drinnen ein konzentrierter, gewohnt charmanter Christoph Waltz. Stets mit eben jenem Lächeln, das man von vielen seiner großen Rollen kennt: milde, wissend, blitzgescheit. Mit der leicht fließenden Diktion des Wienerischen, die ihm nach all den Jahren in Berlin und Los Angeles geblieben ist, erzählt er von lebenslangen Lernprozessen und seiner Abneigung gegen Listen.

Herr Waltz, auf einer Skala von eins bis zehn: Wie gut finden Sie sich als Schauspieler?

Ich würde sagen, ich bin nicht auf der Skala.

Gar nicht? Oder jenseits der beiden Enden?

Es ist ein großes Missverständnis, dass es messbar gute und schlechte Schauspieler gibt. Denn wo ich brillieren kann, auf eine Art und Weise, die keinen Vergleich ermöglicht, kann erstens niemand wirklich messen, und zweitens hängt meine Leistung nicht von mir ab. Mir muss eine Rolle zur Verfügung gestellt werden. Dort, wo ich hundert Prozent passe, ergibt sich das vielmehr aus der Kongruenz und aus der Situation als aus meinem Vermögen: Es ist der richtige Moment mit den richtigen Leuten. Und dann ist es auch ganz simpel: ein Glücksfall. Das heißt also, wenn diese drei Aspekte stimmen, dann bin ich fantastisch wie kein anderer. Aber ist das dann mein Verdienst?

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