Christiane Paul

Christiane Paul

„Das eigentliche Lernen beginnt beim Scheitern.“

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  • Daniel Hofer
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Zur Person

09. Januar 2018, Hamburg. Anders als in der Sky-Serie „8 Tage“, die Anlass für dieses Gespräch ist, befindet sich Christiane Paul heute keineswegs auf der Flucht. Im Gegenteil, interessiert und aufmerksam wartet sie auf jede weitere Frage. Ob es sich dabei um Künstlerisches, Berufliches oder Privates handelt, spielt bei der Beantwortung nur eine Nebenrolle – letztlich fließt, so scheint es, bei ihr alles zusammen. Tatsächlich erinnert sie sich an die erste Begegnung für GALORE, obschon jene fast 15 Jahre zurückliegt. Entsprechend liegt der Einstieg gewissermaßen auf der Hand – es ist das Fazit des Gespräches von damals. Interessante Beobachtungen zu einem Lebens- und Berufsweg, der häufig eher den Gelegenheiten folgte als einem tatsächlichen Plan.

Frau Paul, vor 14 Jahren beendeten Sie Ihr erstes GALORE-Interview mit der damals aktuellen Standort-Bestimmung: „Das Ziel ist mir vollkommen klar, aber der Weg dahin, der fehlt mir noch.“ Wie war er denn nun, dieser Weg?

Tja, gute Frage. (überlegt) Spannend und oft unerwartet anders als gedacht. Der damals bei mir akute Wunsch, nach dem Medizinstudium auch mal ein bisschen auszuspannen, ist jedenfalls offensichtlich gescheitert. (lacht) Ohnehin: Schnell ging das alles. Rasend schnell. Erst neulich noch habe ich mit einem Kollegen laut gedacht, dass uns gefühlt zehn Jahre komplett fehlen. Gerade die 30er: Kaum drin – Wusch! Bäng! – sind sie auch schon wieder vorbei. Und dann stehst du da plötzlich mit Anfang 40, schluckst und guckst „doof aus der Wäsche“. Was wiederum dafür spricht, dass der Weg oft so interessant war, dass die Monate und Jahre vorbeigeflogen sind.

Mittlerweile nähern Sie sich bereits der Mitte des nächsten Lebens-Jahrzehnts. Verlaufen die 40er bislang weniger flüchtig?

Jetzt kommt dann schon für jeden in meinem Alter ganz klar auf den Tisch, was man so gemacht hat die vergangenen Jahre, ob man etwas geschaffen oder einfach gelebt hat oder ob man Träume realisieren konnte. In dem Abschnitt wird es unvermeidlich, dass man eine Vorstellung von seinem Leben entwickelt, wohin es eigentlich noch gehen soll von hier aus. Gerade weil gefühlt alles plötzlich endlich wird. Weil man weiß: Okay, mit etwas Glück fängt hier die zweite Hälfte an, aber der erste und klar leichtere Teil – der ist schon vorbei. Und es verändert sich irgendwie auch die Wahrnehmung von außen: Man kommt nicht mehr so leicht damit durch, Sachen einfach auszuprobieren, die anderen erwarten ein reiferes Handeln, irgendwie erwachsener mit den Dingen umzugehen.

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