Christian Schertz
„Ich kenne den Backstage-Bereich der Republik.“
Zur Person
Christian Schertz, Jahrgang 1966, wurde vor Kurzem in einer ARD-Dokumentation als »bekanntester und gefürchtetster Presseanwalt Deutschlands« bezeichnet. Er studierte in Berlin und München Rechtswissenschaften, bevor er 2005 mit dem Rechtsanwalt Simon Bergmann eine eigene Kanzlei gründete. Zahlreiche Politiker und Prominente zählen zu seinen Fällen: Er vertrat den Satiriker Jan Böhmermann gegen Erdoğan und mehrere Schauspielerinnen gegen den Regisseur Dieter Wedel. Zu seinen Mandanten zählen außerdem Herbert Grönemeyer, Till Lindemann, Thomas Gottschalk oder Fynn Kliemann. Neben seiner Tätigkeit als Anwalt fungiert er als Honorarprofessor an der Juristischen Fakultät Potsdam.
29. August 2024, Berlin. Der Händedruck von Christian Schertz ist sanfter als erwartet, als er zum Gespräch in seiner Kanzlei am Kurfürstendamm bittet. Dem Anwalt für Medien- und Persönlichkeitsrecht eilt in der Presselandschaft sein Ruf als radikaler Interessenvertreter von Prominenten voraus – sei es aufgrund der Verletzung ihrer Privatsphäre oder aufgrund von Verdachtsberichterstattung. Derzeit vertritt seine Kanzlei unter anderem den Rammstein-Sänger Till Lindemann, dem nach Recherchen mutmaßliche sexuelle Übergriffe vorgeworfen wurden. Im Gespräch erklärt Schertz, wie er Betroffenen anwaltlich zur Seite steht, was ihn antreibt und warum er überzeugt ist, im Gegensatz zu Journalisten die wahre Geschichte seiner Mandanten zu kennen.
Christian Schertz, angenommen, ich bekomme eine Mail, die mir ankündigt, dass in wenigen Stunden eine intime Veröffentlichung über mein Privatleben ansteht. Zum Glück habe ich die Nummer Ihrer Kanzlei. Was passiert, wenn ich dort anrufe?
Glück habe ich die Nummer Ihrer Kanzlei. Was passiert, wenn ich dort anrufe? Ganz am Anfang steht die Klärung des Sachverhalts. Folgende Fragen sind wichtig: Was ist passiert? Was stimmt, was stimmt nicht? In dieser kurzen Zeit kann ich bereits subsumieren, wie die Sache juristisch aussieht. Wenn mich also jemand anruft und mir beispielsweise mitteilt, dass er mit einer schweren Krankheit ins Krankenhaus muss oder sich von seiner Frau trennt, kann ich schnell sagen: Wenn du selbst die Tür zuvor nicht aufgemacht hast, ist deine Privatsphäre geschützt und ich kann verhindern, dass darüber berichtet wird.
Gehen Sie persönlich ans Telefon?
Bei Leuten, die ich noch nicht persönlich vertreten habe, läuft die Kommunikation in der Regel erst mal über die Kanzlei. Viele Klienten, die ich teilweise schon jahrzehntelang begleite, haben aber meine Handynummer. Darunter sind Politiker, Fußball-spieler, Schauspieler oder CEOs. Eine breite Bank.