Catherine Meurisse

Catherine Meurisse

„Wut ist schon zu viel Ehre für die Mörder.“

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  • dargaud/rita scaglia
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Zur Person

04.10.2016, Paris. Fast zwei Jahre liegt der Anschlag auf das Satire-Magazin Charlie Hebdo zurück, bei dem Terroristen zwölf Menschen töteten. Auch Catherine Meurisse gehörte zur Redaktion und hätte wohl ebenfalls ihr Leben gelassen, wenn sie an dem Tag nicht zu spät gekommen wäre. Die Frage, wie man weitermacht, wenn Freunde und Kollegen ermordet werden, hat sie in ihrer Kunst verarbeitet. Das Pariser Café betritt sie aufgeschlossen und fröhlich. Nur eine Bedingung stellt sie vorab: Über den Tag des Anschlags selber möchte sie nicht sprechen.

Frau Meurisse, nur ein paar Tage nach dem Attentat auf das Magazin Charlie Hebdo kam eine „Ausgabe der Überlebenden“ heraus. Seither erscheint jede Woche eine neue Nummer. Befinden sich darin immer noch Zeichnungen aus Ihrer Feder?

Nein, ich habe Charlie im Herbst endgültig verlassen. Seit dem Anschlag hatte ich darin nur noch eine Kolumne, in der es um Beziehungen zwischen Männern und Frauen ging, um Paare, die sich streiten und lieben. Solche Dinge. Ich bin schon vorher auf Distanz gegangen, war seit dem Anschlag nicht mehr in der Redaktion und schickte meine Zeichnungen per Mail. Sie hatten nichts mit der aktuellen Situation zu tun, sondern waren Fiktionen, die von den kleinen Krisen der Mittdreißiger erzählen, also von Menschen meiner Generation. Mit politischen Zeichnungen und Karikaturen habe ich ganz aufgehört.

Warum dieser klare Schnitt?

Weil das seit dem Attentat für mich keinen Sinn mehr ergibt. Ich habe diese Art Pressezeichnungen bei Charlie angefertigt, um mit Cabu, Wolinski und den anderen zusammen zu sein, die für mich die besten französischen Pressekarikaturisten waren. Ohne sie interessiert es mich nicht mehr. Die Arbeit bringt mich nicht mehr zum Lachen, sie öffnet nur die Wunde neu.

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