
Caren Miosga
„Den Vorwurf, wir seien eine Art Megafon der Regierung, habe ich nie verstanden.“
Zur Person
Caren Miosga (geboren am 11. April 1969 in Peine) hat Geschichte und Slawistik in Hamburg studiert. Parallel dazu arbeitete sie als Reiseleiterin in St. Petersburg und Moskau, berichtete für den Hörfunk aus Russland. 1999 ging sie dann zum NDR- Fernsehen und moderierte dort das „Kulturjournal“, später das Medienmagazin „Zapp“. Von Mai 2006 an war sie für das ARD-Kulturmagazin „ttt - titel, thesen, temperamente“ tätig. Im Jahr darauf trat Miosga die Nachfolge von Anne Will als Erste Moderatorin der „Tagesthemen“ an, die sie mittlerweile im wöchentlichen Wechsel mit Ingo Zamperoni moderiert. 2017 erhielt sie die „Goldene Kamera“ in der Kategorie „Beste Information“. Miosga ist mit dem Pathologen Tobias Grob verheiratet und hat zwei Töchter.
18. Mai 2020, Hamburg. Auch in der Redaktion der „Tagesthemen“ gilt gegenwärtig das Abstandsgebot. „Ich bin seit Beginn dieses Corona-Wahnsinns alleine, sozusagen in Büro-Quarantäne“, erzählt die Moderatorin Caren Miosga am Telefon. Klar, Telefon-Schalten, Video-Konferenzen, das funktioniere alles, „am Ende kommt auch eine Sendung dabei heraus“. Aber es sei auf Dauer doch anstrengend, die Kolleginnen und Kollegen nicht zu sehen. Trotz langer Arbeitstage und Abstands-Überdruss wirkt Miosga hellwach. Sie nimmt sich viel Zeit für das Gespräch. Und lässt sich auch nur selten anmerken, dass sie das Wort Corona eigentlich längst nicht mehr hören kann.
Frau Miosga, wie viele Verschwörungsanhänger haben Sie im Freundes- und Bekanntenkreis?
Die Zahl wächst, erstaunlicherweise. Wobei „Verschwörungsanhänger“ natürlich eine Frage der Definition ist. Gehört dazu schon jemand, der glaubt, dass uns der Staat zwangsweise impfen lassen will? Impfgegner sind ja ein nicht unbeträchtlicher Teil der Menschen, die gerade auf die Straße gehen – und von denen kenne ich persönlich auch einige. Allerdings findet sich in meinem Freundeskreis niemand, der glaubt, Bill Gates wolle uns allen Mikrochips einpflanzen. Was ich abseits solcher Absurditäten definitiv feststelle: Die Kritik an der Regierung wächst.
Wenn Ihnen jemand Unfug erzählt, weckt das dann aufklärerische Impulse bei Ihnen?
Es ist ja unsere Aufgabe, zu den Menschen durchzudringen – auch wenn es nicht immer leicht ist. (lacht) Zu Beginn der Corona-Krise fühlte es sich so an, als seien alle in eine Art Schockstarre verfallen. Das betraf zunächst auch uns Journalisten. Bevor wir das alles sortieren konnten, um über richtig und falsch aufzuklären, mussten wir erst mal verstehen, was hier eigentlich passiert. Völlig neu war dabei diese sehr dynamische Situation, in der man sich komplett auf die Wissenschaft verlassen musste. Und auch die Politik hatte zu lernen, dass wissenschaftliche Konzepte auf Erkenntnissen beruhen, die sich täglich ändern können. Weswegen viele Erkenntnisse wohl auch mit Meinungen verwechselt wurden.