Campino
„Je näher man an der Fußballwelt dran ist, desto ambivalenter werden die Gefühle.“
Zur Person
Campino (geboren am 22.6.1962 in Düsseldorf) heißt eigentlich Andreas Frege, wird aber nur von Polizei, Finanzamt und engsten Familienangehörigen mit seinem bürgerlichen Namen angesprochen. Er wuchs mit fünf Geschwistern als Sohn einer englischen Mutter und eines deutschen Vaters in Mettmann auf, verbrachte viel Zeit bei seiner Verwandtschaft in Großbritannien. Von 1978 bis 1982 war Campino Sänger der Band ZK, im Anschluss gründete er unter anderem mit Andreas „Andi“ Meurer und Michael „Breiti“ Breitkopf Die Toten Hosen. Campino ist auch als Schauspieler tätig. In Wim Wenders’ „Palermo Shooting“ spielte er 2008 eine Hauptrolle. Als Co-Regisseur war er 2020 selbst maßgeblich an der Dokumentation „Wim Wenders, Desperado“ beteiligt, die bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurde. Campino hat zusammen mit der Schauspielerin Karina Krawczyk einen 2004 geborenen Sohn namens Lenn. Im März 2019 hat er die britische Staatsbürgerschaft angenommen und besitzt nun zwei Pässe.
18. September 2020, Berlin. In den lichten Räumen einer Agentur am Prenzlauer Berg begrüßt Campino mit einem Corona-Faust-Check. Der Sänger der Toten Hosen besitzt zwar reichlich Interview-Erfahrung, aber heute ist er ausnahmsweise mal nicht als Rockstar gefragt, sondern als Autor. Er hat das Buch „Hope Street“ geschrieben, in dem er seine deutsch-britische Familiengeschichte mit seiner Passion für den Liverpool Football Club verknüpft. „Hope Street“ beginnt mit einer besonderen Kindheitserinnerung: Die Queen winkt dem kleinen Campino in England von einem Schiff aus zu…
Campino, wenn Sie die Chance hätten, die Queen zu treffen, würden Sie hingehen?
Ja. Ich hatte sogar schon einmal die Gelegenheit. Vor ihrem letzten Deutschlandbesuch hat die britische Botschaft mir eine Einladung geschickt und quasi mit Augenzwinkern angedeutet, dass hoher Besuch erwartet wird. Ich hatte an diesem Tag allerdings eine private Angelegenheit zu erledigen, die wichtiger war. Es hat mich aber zerrissen, das muss ich zugeben. Ich war im Ausland, habe mir die Liveübertragung aber im Fernsehen angeschaut. Ich sah, wie der Botschafter mit einigen ausgewählten Gästen zum Handshake zu ihr ging. Es war klar: Ich hätte der Queen Hallo sagen können.
Was hätten Sie sie gern gefragt?
Ich hätte mich ihr nur vorgestellt und auf eine Frage von ihr gewartet. Die Queen selbst anzusprechen, das gehört sich nicht. Aber den Moment hätte ich wirklich gern mitgenommen. Mir war schon klar, dass die Einladung „now or never“ bedeutet hat: jetzt oder nie. Auf der anderen Seite wäre es wahrscheinlich kein Ereignis gewesen, das mein Leben verändert hätte.