Campino

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„Die Fans kennen mich nicht wirklich.“

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05.10.2004, JKP-Büro, Düsseldorf. Nach der ‚Blauen Stunde’, der wöchentlichen Lagebesprechung der Toten Hosen, nehmen wir an einem Tisch neben der Küche Platz. Campino wirkt entspannt, das zweite für diesen Tag anberaumte Interview findet nicht statt.

Campino, man bezeichnet Sie gerne als „einflussreichste Leitfigur des deutschen Punkrock“. In Ihrer Autobiografie „Bis zum bitteren Ende“ haben Sie diesen Zustand als ‚Kunstfigur’ umschrieben. Haben Sie sich mittlerweile daran gewöhnt?

Campino: Ich glaube, dass man die öffentliche Figur von der privaten nicht wirklich trennen kann. Ich spiele keine Nummer von neun bis siebzehn Uhr und danach beginnt das Privatleben. So läuft das nicht. Alles, was ich von mir gebe, in meinen Texten und auf der Bühne, das bin ich durch und durch. Aber es gibt einen krassen Unterschied zwischen dem, wie mich die Menschen sehen und wie ich mich selbst einschätze. Die Fans kennen mich ja nicht wirklich, sondern nur eine bestimmte Ebene meiner Persönlichkeit. Das geht natürlich den meisten Menschen so, die in den Medien stattfinden. Weil man möglichst klischeeträchtig portraitiert wird, bekommt man ein Image nur schlecht wieder aus dem Köpfen heraus.

Dem ‚Stern’ haben Sie einmal die Auskunft gegeben, dass Ihr Privatleben Ihr Territorium sei. Wieso haben Sie dann vor rund einem Jahr Ihre anstehende Vaterschaft im Zuge einer Pressemitteilung über Ihre Plattenfirma ‚JKP’ an die Öffentlichkeit kommuniziert?

Ich hatte bisher noch keine Chance, das Ganze richtig zu stellen: Eigentlich wollte ich die Schwangerschaft meiner Freundin im Vorfeld geheim halten. Aber dann hat hier im Büro jemand von einer Zeitung angerufen, der wohl doch Bescheid wusste und ein Statement von mir haben wollte. Egal, was ich dazu gesagt hätte – es wäre am nächsten Tag in riesigen Lettern herausposaunt worden. Ich war ziemlich in die Enge gedrängt, und um diese ‚Exklusivgeschichte’ zu torpedieren, habe ich dann selbst eine Presseerklärung heraus gegeben. Einige Leute haben sich danach gefragt, ob ich es nötig habe, mit meinem Privatleben so hausieren zu gehen. Tatsache ist, dass es mir damit zumindest gelungen ist, die Story zu verhindern. Am nächsten Tag rief mich der Chefredakteur an und brüllte, wie ich dazu käme, seine Geschichte kaputtzumachen. Das klang beinahe so, als ob es sein Kind sei. Diese Anekdote ist ein gutes Beispiel, um darzustellen, wie Dinge in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, obwohl die Motivation eine ganz andere war. Es ist nicht immer leicht, mit dem Prominenten-Status umzugehen – man wird dauernd auf diese Art erpresst und das hier war für mich ein ganz unangenehmes Kapitel. Aber fragen Sie mal Menschen wie Franziska van Almsick, denen geht es bestimmt noch viel schlimmer...

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