Brian Molko

Brian Molko

„Man kann sich auch hundsmiserabel fühlen, obwohl einem allabendlich ein paar Tausend Menschen zujubeln.“

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01.04.2012 & 23.06.2013, London. Zwei Gespräche mit Brian Molko, zwei Stadien einer Superstar-Band. Während das erste Gespräch im Anschluss an eine der längsten Tourneen einer Rockband stattfindet und einen Blick zurück gewährt, steht das zweite Interview im Zeichen einer Band, die letzte Hand an ein neues Album legt, dessen Vorgänger das erfolgreichste in ihrer Geschichte war. Molko erlaubt dabei interessante Einblicke in Arbeitsprozesse auf höchstem Niveau und beschreibt den psychischen Druck, der auf einer Formation ihrer Größe lastet. Stets entspannt, gibt er sich betont bodenständig und vertraut. Außerdem beschreibt er, wie man Älterwerden und Musiker-Stardom souverän unter einen Hut bekommt.

Brian, von Ihrer letzten Tournee, auf der Sie 143 Konzerte vor über 2,5 Millionen Zuschauern spielten, veröffentlichten Sie eine äußerst intime Dokumentation. Was war der Anlass für Ihre Bereitschaft, den Fan so nah an die Band heran zu lassen?

Brian Molko: Wir sind als Band und Personen seit langem darauf bedacht, unser Leben möglichst privat zu halten. Dies ist eine Reaktion auf den Umstand, dass wir zu Beginn unserer Karriere eine Zeit lang geradezu Aufmerksamkeits-süchtig waren, regelrechte Medienhuren. Daraus entstand später der gegenteilige Effekt, dass wir alles, was nicht unmittelbar mit der Band und einer neuen Platte zu tun hatte, aus den Medien heraus hielten. Nun verfügt gerade diese kleine Welt, die man mit auf eine eineinhalbjährige Tournee nimmt, über enorm viel Intimität. Als wir uns dazu entschieden, eine Live-DVD der Tour zu machen, dachten wir, es sei ein nettes Angebot an die Fans, ihnen wieder mal etwas mehr mitzugeben als nur unsere Musik, und zwar gerade aus dieser eigenartigen Welt auf Tournee. Es war uns ein Bedürfnis zu zeigen, wie Placebo funktionieren und was für Menschen und Charaktere dahinter stecken.

Inwieweit macht es beim Hören beziehungweise Sehen Ihrer Musik einen Unterschied, ob man etwas über die Typen dahinter weiß?

Ich finde: einen großen. Was man als Fan normalerweise zu sehen bekommt, sind diese glamourösen, aufregenden Momente der Livekonzerte. Alles passt, alles stimmt, jeder Scheinwerfer arbeitet im Takt. Das emotional und psychologisch Interessante rund um eine Band geschieht aber fast ausnahmslos abseits der Bühne – also all das, was quasi die Grundlage dafür ist, was für Songs entstehen, wie sich die Band gibt. In der heutigen Zeit, wo wirklich jede Art von Musik jederzeit verfügbar ist, finde ich es schön, etwas über die Menschen hinter der Musik zu erfahren, weil es mir einen anderen Zugang ermöglicht, vielleicht sogar gewisse Wesenszüge der Musik erklärt.

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