Aylin Tezel
„Man müsste dem deutschen Zuschauer mehr zutrauen.“
Zur Person
Aylin Tezel, geboren am 29. November 1983 in Bünde, Westfalen, aufgewachsen in Bielefeld, ist die Tochter eines türkischen Arztes und einer deutschen Krankenschwester. Sie hat eine Tanzausbildung absolviert (Ballett, zeitgenössischer Tanz und HipHop) und an der renommierten Ernst Busch Schule in Berlin Schauspiel studiert. Die Schule warf sie noch vor dem Abschluss hin. Erste Fernsehrollen folgten 2007. 2009 spielte sie Hauptrollen in den Kinofilmen „Bis aufs Blut – Brüder auf Bewährung“ sowie im Überraschungserfolg „Almanya – Willkommen in Deutschland“. 2011 wirkte sie unter der Regie von Dietrich Brüggemann in der Komödie „3 Zimmer/Küche/Bad“ mit, außerdem war sie das Aschenputtel im gleichnamigen ARD-Märchenfilm. 2012 stieß sie als Ermittlerin Nora Dalay zum Team des Dortmunder Tatorts neben Jörg Hartmann, Anna Schudt und Stefan Konarske. Für ihre Rolle im Kinofilm „Am Himmel der Tag“, in dem sie eine ungewollt schwangere Studentin spielt, die eine Totgeburt erleidet, wurde Tezel mit dem Deutschen Schauspielerpreis in der Nachwuchs-Kategorie ausgezeichnet. Der vierte Dortmund-Tatort, „Auf ewig dein“, wird am 2. Februar in der ARD ausgestrahlt. Tezel wohnt in Berlin am Prenzlauer Berg.
27.01.2014, Berlin. Das Café Nola im Weinbergpark in Mitte. Draußen rodeln hordenweise Kinder mit ihren Schlitten die Hügel runter. Drinnen sitzt Aylin Tezel vor einem Pfefferminzblättergetränk und ist in ein Buch vertieft. Dass die Schauspielerin und Dortmunder „Tatort“-Komissarin jung und hübsch aussieht, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Dass sie schlau und schlagfertig ist und sich nicht hinter ihren Figuren versteckt, spricht sich auch immer weiter herum. Tezel beantwortet jede Frage geradeheraus. Zwischendrin hat sie sympathische Anwandlungen von Aberglauben und klopft auf Holz.
Frau Tezel, haben Sie eine Theorie, weshalb die Deutschen so besessen sind von Polizisten?
Aylin Tezel: Ist das denn so? Wusste ich noch gar nicht.
Zumindest das Fernsehprogramm vermittelt den Eindruck. Was erfolgreich an deutschen Eigenproduktionen läuft, sind fast nur Krimiformate. „Tatort“, „Polizeiruf“, „Soko“, „Notruf Hafenkante“...
Ja, das scheint zu funktionieren (lacht). Ich muss zugeben, dass ich gar kein so leidenschaftlicher Krimigucker bin. Wenn, dann schaue ich gern die dänischen Sachen, wie „The Killing“ mit Kommissarin Lund. Der Knaller. Wo in über zehn Filme à anderthalb Stunden ein Fall erzählt wird. Das sind die mutigeren Formate, von denen sich die Deutschen meinetwegen gern noch was abschauen können.