Axel Petermann
„Die hellste Spur muss nicht die richtige sein“
Zur Person
Axel Petermann wurde 1952 in Bremen geboren, wo er zwischen 1975 und 2014 bei der Kriminalpolizei arbeitete. Nach der Ausbildung zum Kommissar war er Mordkommissionsleiter und stellvertretender Leiter im Kommissariat für Gewaltverbrechen, wo er mehr als 1.000 Fälle des unnatürlichen Todes bearbeitete. Im Jahre 2000 begann er mit dem Aufbau der Dienststelle „Operative Fallanalyse“. Seit 2000 ist er Berater des Bremer, seit 2011 des Frankfurter „Tatort“. Seit vielen Jahren lehrt er als Dozent für Kriminalistik an der Bremer Hochschule für Öffentliche Verwaltung. 2005 war er Mitbegründer des „iFF.“, dem „Interdisziplinären Forum Forensik”. Mit seiner Frau hat er drei Söhne und lebt in der Nähe von Bremen.
20.04.2016, Bremen. Axel Petermann verspätet sich. Vor dem Interview hat er sein gewohntes Training im Fitnessstudio absolviert. Ein Ausgleich, der ihm angesichts der Belastungen seines Berufs immer schon wichtig war. Das Gespräch ist das längste einer ganzen Reihe von Telefonaten im Laufe der letzten vier Monate. Stets nahm sich der Profiler großzügig Zeit dafür und antwortete mit bedächtiger Gründlichkeit. Da spielt eine Viertelstunde Verspätung wahrlich keine Rolle mehr.
Herr Petermann, laut einem großen Boulevard-Blatt sind Sie „der bekannteste Profiler“ Deutschlands. Was halten Sie davon?
Wenn ich das lese, muss ich immer schlucken.
Eigentlich müssten Sie diese PR schätzen. Mit Ihren Büchern sind Sie stark in den Medien präsent. Auch zu diesem Interview erklärten Sie sich schnell bereit.
Ich weiß, das ist abstrus. Einerseits suche ich die Öffentlichkeit, andererseits passt diese Präsenz nicht zu mir. Unter meinen Kollegen gab es ein paar Selbstdarsteller, die stets ein paar Nummern größer wurden, sobald sie etwas (vermeintlich) Richtiges herausgefunden hatten. Ich bin nicht so ein Typ. Ich bleibe liebe für mich, lebe zurückgezogen und mache eher einen Bogen um die Menschen. Wenn ich eine Lesung habe, ist es mir am liebsten, dass niemand von meiner Familie oder meinen Bekannten dabei ist, von meiner Frau einmal abgesehen. Ebenso wenig mag ich es, wenn mich Menschen beim Einkaufen und auf der Straße fixieren, so nach der Art: Woher kenne ich den noch gleich? Aus solchen Situationen versuche ich so schnell wie möglich zu entkommen.