Axel Bosse
„Bemerke ich Ungerechtigkeit, habe ich Bock auf Aggression.“
Zur Person
Axel Bosse (am 22.02.1980 in Braunschweig geboren) wuchs im benachbarten kleinen Ort Hemkenrode auf. Nach ersten Erfolgen mit einer Schülerband Hyperchild zog er Ende der 90er-Jahre nach Berlin. Sein Musikerleben finanzierte er von Beginn an durch diverse Nebenjobs. 2005 erschien das erste Solo-Album, mit der Platte „Engtanz“ erreichte er 2016 erstmals die Spitze der deutschen Albumcharts. Mit seinem Song „So oder so“ gewann Bosse den Bundesvision Song Contest 2013; 2014 erhielt er den Deutschen Musikautorenpreis in der Kategorie „Text Rock/Pop“, 2016 verlieh man ihm den Preis für Popkultur. Axel Bosse, seine Ehefrau Ayse und die zwölfjährige Tochter leben in Hamburg.
22.08.2018, Berlin. „Erst mal eine rauchen, okay?“ Axel Bosse – Künstlername: Bosse, Rufname: Aki – begrüßt uns entspannt im Office seiner Promotion-Agentur. Bei der Zigarette vor der Tür flachsen wir über Fußball, im Anschluss setzen wir uns in den Lounge-Bereich und werden ernster. Auf seinem neuen Album „Alles ist Jetzt“ zeigt sich der stets fröhliche Musiker unerwartet meinungsstark. Entsprechend ergeben sich die Themen des Gesprächs, die oft innerhalb eines Satzes vom Privaten ins Gesamtgesellschaftliche übergehen. Dabei reflektiert Bosse seinen Werdegang von Braunschweig bis Berlin und erklärt, in welchen Momenten seine Herzlichkeit endet und die schlechte Laune überhandnimmt.
Herr Bosse, wenn man sich Ihre Lieder anhört, dann denkt man sich: Sie leben sehr gern. Stimmt der Eindruck?
Ja! Ich bin jemand, der morgens gerne aufsteht. Das war schon immer so, selbst in meiner tiefsten Pubertät mit melancholischen Zügen und The Smiths auf den Ohren.
Haben Sie mal hinterfragt, woher das kommt?
So bin ich sozialisiert, so sind auch meine Eltern. Und ich besitze, verglichen mit anderen, offenbar einen ziemlich guten Energie-Haushalt. Meine Tage beginnen mit Sport, damit ich überhaupt klarkomme. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt, denn mit Anfang 20 betrachtet man einen so hohen Energie-Haushalt ja noch als etwas Normales. Mittlerweile merke ich aber schon, dass ich wie so ein Bewegungsjunkie rumlaufe, mit einem komisch nach vorn gereckten Kopf, der immer mehr will, während der Körper schon mal sagt: Ist gut jetzt, mach mal ein bisschen langsamer. Aber noch trübt dieses Gefühl meinen Optimismus nicht.