Attila Ambrus
„Ich war wie ein Boiler, der immer höher kochte.“
Zur Person
Attila Ambrus wurde am 06.10.1967 im rumänischen Csíkszereda geboren. Er gehörte zur dort lebenden ungarischen Minderheit, die im Ceausescu-Regime ständigen Repressalien ausgesetzt war. 1988 flüchtete er nach Ungarn, indem er sich unter der Kupplung eines Zuges versteckte. Er heuerte als Eishockeytorwart beim Erstligaclub Ujpest Budapest an und versuchte, sich als Hausmeister, Totengräber, Pelzschmuggler und Haustürverkäufer über Wasser zu halten. Als das nicht gelang, überfiel er im Januar 1993 eine Postfiliale, weitere 28 Überfälle auf Reisebüros und Banken folgten. Da Ambrus vor seinen Überfällen meist ein paar Drinks in nahe gelegenen Kneipen zu sich nahm, gab ihm seine stetig wachsende Fanschar den Spitznamen ‚Whiskeyräuber’. Im Januar 1999 wurde er gefasst, sechs Monate später gelang ihm ein spektakulärer Ausbruch. Im Oktober 1999 wurde er erneut gefasst und zu 17 Jahren Haft verurteilt, die er im Hochsicherheitsgefängnis von Sátoraljaújhely verbüßte. 2012 wurde Ambrus wegen guter Führung entlassen.
15.05.2006, Sátoraljaújhely. Nach ausgiebiger Pass- und Taschenkontrolle dürfen wir das am strengsten bewachten Hochsicherheitsgefängnis Ungarns betreten. Wir treffen Attila Ambrus, den bekanntesten Bankräuber Osteuropas, im Klassenzimmer, wo die Häftlinge für ihren Schulabschluss büffeln. Fragen zu Mitgefangenen, Tagesroutinen und Gefängnisinterna sind tabu, beim dreistündigen Gespräch sind zwei Wärter anwesend, die uns keine Sekunde aus den Augen lassen.
Herr Ambrus, können Sie sich an den letzten Whiskey erinnern, den Sie getrunken haben?
Attila Ambrus: Natürlich. Das war am 27. Oktober 1999, eine halbe Stunde bevor die Polizei die Wohnung stürmte, ich der ich mich versteckt hatte. Es war ein Bourbon von Jack Daniel’s, und ich habe bis zum heutigen Tag den Geschmack auf der Zunge.
Gehen Sie einen saufen, sobald Sie raus sind?
Ich hätte schon Lust. Aber ich habe auch Angst, dass ich wieder Blödsinn anstelle, wenn ich zu viel getrunken habe.