Astrid Rosenfeld

Astrid Rosenfeld

„Mehr Bescheidenheit kann nicht schaden.“

Fotos
  • Kim Keibel
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Zur Person

Berlin, 10.10. 2015. Da ist sie schon. Fünfzehn Minuten vor der verabredeten Zeit sitzt Astrid Rosenfeld bereits von der Sonne beschienen an einem der Kaffeehaustische im Restaurant Sarah Wiener und tippt etwas in ihr Smartphone. Die Schriftstellerin schaut auf, lächelt, nippt an ihrem Cappuccino, das Gespräch kann sofort losgehen. Den Zugang zu ihr macht sie einem leicht. Schnell zeigt sich: Diese Frau hat einen wachen Geist. Das Reden um den heißen Brei herum ist ihr fremd, sie kommt gleich auf den Punkt. Ein Gespräch über die kafkaeske US-Bürokratie, die Kommentar-Wut im Internet und die Gründe, warum die Autorin lernen musste, mit einer Waffe umzugehen.

Frau Rosenfeld, nach vierzehn Jahren in Berlin leben Sie nun in Marfa, einem texanischen Dorf mit knapp 1.800 Einwohnern. Die nächste Stadt, El Paso, liegt drei Stunden Autofahrt entfernt, die mexikanische Grenze knapp hundert Kilometer südlich. Trotzdem ist es keine Einöde im klassischen Sinn: Marfa gilt als hippe Künstlerkolonie und diente mehrfach als Hollywood-Kulisse. Was hat Sie dorthin verschlagen?

Rund um den Jahreswechsel von 2012 auf 2013 war ich mit Johannes Paul Spengler unterwegs, einem Fotografen und Freund. Wir sind mit dem Auto quer durch die USA gereist und haben dabei knapp zehntausend Meilen zurückgelegt. Unsere Erlebnisse dokumentierten wir später in dem Buch „Sing mir ein Lied“. Auf der Reise sagte uns jemand: „Wenn ihr in Texas seid, müsst ihr unbedingt nach Marfa fahren.“ Das haben wir getan. Wir waren drei Tage dort und haben kurz vor der Abreise einen richtigen Cowboy kennengelernt. Ich habe mich in ihn verliebt, er hat sich in mich verliebt, inzwischen sind wir verheiratet.

Wie heißt es doch? Das Leben schreibt die schönsten Geschichten. Hollywood könnte es nicht besser.

Ich habe nicht nur Romanzen zu bieten. (lacht) Die behördliche Prozedur, die ich auf mich nehmen musste, um die Greencard zu bekommen, wäre eine andere Geschichte wert. Das hat eineinhalb Jahre gedauert. Ich dachte erst, die paar Formulare erledige ich alleine. Doch weit bin ich nicht gekommen. Teilweise verstand ich überhaupt nicht, was die von mir wollten. Man hatte mir geraten, einen Anwalt zu nehmen und den habe ich auch gebraucht, bei all den Stolperfallen. Nur irgendeinen blöden Fehler machen und schon wird der ganze Antrag abgelehnt und man darf von vorne beginnen. Ein Arzt attestierte mir, dass ich keine Tuberkulose habe und kein Dengue-Fieber ins Land schleppe. Und erst die richtigen Fotos, ein riesiger Aufwand. Alles in allem hat mich die Sache um die 8.000 Dollar gekostet.

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