Andrej Kurkow
„Mein Pinguin ist ein Immigrant, der nur nach Hause will.“
Zur Person
Andrej Kurkow wurde am 23.04.1961 in St. Petersburg geboren, lebt aber seit der Kindheit in Kiew. Er studierte Sprachen und arbeitete zunächst als Herausgeber einer Ingenieurszeitschrift. Seinen Militärdienst leistete er als Gefängniswärter; danach arbeitete er als Kameramann, freier Journalist und Autor. Neben 13 Romanen für Erwachsene erschienen von Kurkow bisher vier Kinderbücher, von denen etliche auch ins Deutsche übersetzt wurden. Nach seinen Drehbüchern wurden 17 Spielfilme gedreht, wofür ihm in seiner Heimat 2001 der Titel „Mann des Jahres“ verliehen wurde. Kurkow, der elf Sprachen fließend spricht, lebt mit Gattin und drei Kindern in Kiew und London.
31.10.2005. Das Café im Berliner Tierpark, in dem wir den ukrainischen Autor treffen, ist laut und geschäftig. Bei Jägermeister und starkem Kaffee berichtet Kurkow in einem herrlich jede Grammatik ignorierenden Deutsch von der ukrainischen Seele, Präsidenten und – natürlich – Pinguinen.
Herr Kurkow, Ihre in Deutschland bislang erfolgreichsten Bücher haben zwei sehr unterschiedliche, kuriose Hauptfiguren: den Pinguin Mischa einerseits und einen fiktiven ukrainischen Präsidenten andererseits. Was würde Mischa dem tatsächlich amtierenden Präsidenten der Ukraine raten?
Andrej Kurkow: (lacht) Ich denke, er würde vor allem Mitleid haben und dem Präsidenten raten, einfach mal mehr Zeit in der Kälte zu verbringen. Das ist nicht nur gut für die Gesundheit – man kann in der Kälte auch besser nachdenken und ohne Emotionen schnelle Entscheidungen treffen.
Ist das auch der Grund, warum Ihre Landsleute, wie in Ihren Büchern geschildert, so gerne Eisbäder nehmen?
Nein. Die Ukrainer mögen traditionell die Kontraste. Außerdem ist das Eisbad eine alte slawische Macho-Methode. Ständig muss man zeigen, dass man mehr trinken kann als alle anderen und dass selbst das kälteste Wasser zu einem herrlichen Bad einlädt.