
Amaryllis Fox
„Mit Lügen führt niemand ein erfülltes Leben.“
Zur Person
(geboren 1980 in New York) wuchs als Tochter einer englischen Schauspielerin und eines US-Managers auf. Sie studierte zunächst in Oxford und später an der Georgetown University, wo sie einen Algorithmus zur Wahrscheinlichkeit von Terroraktivitäten entwickelte. Im Alter von 22 Jahren trat sie in den Dienst der CIA, durchlief das komplette Trainingsprogramm und wurde zur jüngsten Agentin in der Geschichte der Behörde. Anfangs arbeitete sie im US-Hauptquartier und erstellte Dossiers für die interne Auftragsanalyse. Später war sie selbst als Undercover-Agentin mit Schwerpunkt Nuklear- und Massenvernichtungswaffen in Asien, Afrika und dem Nahen Osten aktiv. 2010 verließ Fox die CIA. Heute lebt sie mit ihren beiden Töchtern und ihrem Ehemann Bobby Kennedy Junior III. in Los Angeles.
18. November 2019, Berlin. Im Soho House in Mitte ist viel Betrieb, wie gewohnt bestimmen die Hipster das Bild. In grauem Mantel, schwarzer Hose und mit elegantem Filzhut betritt Amaryllis Fox die Lobby. Die ehemalige Undercover-Agentin der CIA ist vom ersten Moment an offen, herzlich und warm. Schwer vorstellbar, dass diese auf den ersten Blick eher unscheinbare Frau vor gar nicht langer Zeit knallharte Verhandlungen mit den schlimmsten Terroristen der Gegenwart geführt hat. Dass man das aber gar nicht unbedingt so sehen muss, beweist dieses Interview, in dem Amaryllis Fox über die Menschlichkeit des Feindes und ihren Weg zur sowie aus der CIA spricht.
Mrs. Fox, Sie sind zwar seit zehn Jahren nicht mehr im Dienst der CIA, aber gilt bei so einem Beruf nicht auch: Einmal Agentin, immer Agentin?
Nein, keinesfalls, auch wenn ich das häufig höre. Man bleibt die Person, die man vorher gewesen ist, mit dem Charakter, der einen überhaupt erst zur CIA gebracht hat. Und bei mir waren das sicher nicht die klassischen Spionage- und Überwachungsfähigkeiten.
Sondern?
In meinem Fall ging es eher um eine Neugierde anderen Menschen gegenüber. Ich wollte unsere Gegner verstehen. Das ganze andere Zeug lernte ich dann natürlich, aber das vergisst du auch irgendwann wieder.