Albert Hammond
„Politik ist wie Religion: Ich glaube nicht daran.“
Zur Person
Albert Hammond (geboren am 18.5.1944 in London) wuchs in der englischen Überseeenklave Gibraltar auf. Angesteckt von der aufkommenden Beat-Begeisterung verließ er mit 15 die Schule und tourte mit verschiedenen Rock’n’Roll-Bands durch England, Spanien und Marokko. 1972 nahm Hammonds Karriere Fahrt auf: Er siedelte in die USA um und schrieb seinen Erfolgstitel „It Never Rains in Southern California“. Seitdem trat der Songwriter vor allem als Hitlieferant für andere Interpreten in Erscheinung, darunter Künstler wie Joe Cocker, Céline Dion, Whitney Houston, Tina Turner, Julio Iglesias und Diana Ross. 2000 wurde Albert Hammond mit dem britischen Verdienstorden OBE ausgezeichnet. Sein Sohn Albert Hammond Jr. ist ebenfalls Musiker und Gitarrist der Rockband The Strokes.
06. April 2019, Los Angeles. Wenn Albert Hammond am 18. Mai seinen 75. Geburtstag feiert, wird er das auf seiner Deutschlandtournee tun, genauer gesagt zwischen zwei Auftritten in Unna und Erding. Das Unterwegssein ist für den musikalischen Weltenbummler immer noch ein Lebenselixier, das direkt mit seiner persönlichen Lebensphilosophie korrespondiert. Die besteht zu gleichen Teilen aus kalifornischer Entspanntheit, positivem Denken und dem Verdacht, ein Leben lang vom Schicksal verwöhnt worden zu sein. Hammond trägt beim Gespräch die Haare lang und die oberen Hemdknöpfe offen. „Einmal ein Blumenkind, immer ein Blumenkind“, sagt er.
Mister Hammond, Sie haben einmal gesagt, Sie denken abwechselnd auf Spanisch und auf Englisch. In welcher Sprache denken Sie, wenn es um Ihre Heimat Gibraltar und den anstehenden Brexit geht?
Ach, Gibraltar war ja schon immer ein Zankapfel zwischen England und Spanien, in den frühen 70er-Jahren war für ein paar Jahre sogar die Grenze geschlossen. Die spanische Regierung würde sich das Gebiet wahrscheinlich immer noch am liebsten einverleiben, aber ich habe das Gefühl, dass es die Gibraltarer so wie es jetzt ist am besten finden. Ich glaube auch nicht, dass die Situation dort durch den Brexit schlimmer wird. Das ganze Phänomen existiert doch sowieso nur, damit sich Politiker profilieren können – ein Umstand, der mir wieder einmal zeigt, warum ich damit nichts zu tun haben will. Politik ist wie Religion: Ich glaube nicht daran. Ich bin eher der spirituelle Typ.
Aber auch als spiritueller Typ ist man doch von politischen Entscheidungen betroffen.
Ja, aber man muss wissen, an welchen Stellen man etwas bewirken kann – und an welchen Stellen eben nicht. Was den Brexit angeht: Daran kann ich nichts ändern. Das muss man jetzt einfach mal laufen lassen. Um Gibraltar mache ich mir da noch am wenigsten Sorgen. Die Menschen dort können auf sich selbst aufpassen, und es ist ja auch gar nicht nötig, dass sie sich zukünftig dem einen oder dem anderen Land anschließen. Auch besitzt der Ort längst nicht mehr die strategische Bedeutung für Großbritannien, die er im Zweiten Weltkrieg einmal hatte. Gibraltar ist wie ein Freilandkind, das man ruhig mal unbeaufsichtigt spielen lassen kann. Es gibt genügend andere Probleme in der Welt, um die man sich kümmern kann. Da sollte man kein neues schaffen. Aber so ist das eben mit der Politik: Da werden Probleme erfunden, damit sich die Politiker anschließend für die Lösungen ins Spiel bringen. Im ganzen Leben begegnet man immer wieder Menschen, die einem sagen wollen, wo es langgeht, ob es nun Lehrer, Priester oder Politiker sind. Aber letzten Endes merkt man dann doch immer wieder, dass man auf sich allein gestellt ist. Wie heißt es so schön? Meinungen sind wie Arschlöcher – alle besitzen welche. (lacht)