
Adele Neuhauser
„ Ich lebe mein Glück.“
Zur Person
„Ich bin kein van Gogh, keine Garbo, keine Pionierin auf meinem Gebiet, die etwas außergewöhnlich Großes hinterlassen wird“, sagt Adele Neuhauser über sich und ihren Beruf. „Ich bin, so glaube ich, am ehesten eine Volksschauspielerin.“ 1959 in Athen geboren und in Wien aufgewachsen, gehört sie zu den profiliertesten Darstellerinnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Nach ihrer Schauspielausbildung stand sie auf verschiedenen Theaterbühnen, bevor sie als eigensinnige und sensible Kommissarin Bibi Fellner im Wiener „Tatort“ einem breiteren Publikum bekannt wurde. Sohn Julian (37) ist Jazzmusiker und Filmkomponist. 2017 erschien ihre Biografie „Ich war mein größter Feind: Loslassen und weitergehen“.
19. September 2024, Wien / München. Adele Neuhauser ist deutlich flinker als der Interviewer, der für das Videotelefonat unerklärlich umständlich seine Kamera einschaltet, was die Schauspielerin mit einem kecken „Wohl etwas schüchtern“ quittiert. Sie führt das Gespräch in ihrer Wohnung, am Esstisch. Hinter ihr ist ein großes Gemälde zu sehen, das ein Kafenion zeigt, ein traditionelles griechisches Kaffeehaus. Es erinnert sie an ihren Vater und ihre frühe Kindheit in Griechenland, bevor die Familie Anfang der 1960er Jahre nach Österreich übersiedelte. Im Gespräch ist Adele Neuhauser aufmerksam und humorvoll, auch wenn die Themen durchaus ernst werden. Ihre lebensfrohe Art steckt an.
Adele Neuhauser, wie fühlt es sich an, wenn ich Sie »Wurzelsepp« nenne?
(lacht schallend) Das war mein Spitzname in der Schule. Ich hatte als Kleinkind und Jugendliche recht widerspenstige Locken und kleidete mich ein bisschen burschikos, nachlässig. Und so war ich in den Augen manch anderer das Rumpelstilzchen oder eben der Wurzelsepp.
Keine schmeichelhafte Bezeichnung, noch dazu für ein Mädchen.
Es war verletzend gemeint. Ich versuchte, es nicht an mich heranzulassen, was meist gelang. Ich halte generell viel aus. Das ist oft gut, aber manchmal auch nicht, weil ich früher dadurch noch tiefer in den Schmerz ging und mich manchmal darin verlor. Jedenfalls lachte ich den Wurzelsepp meist weg. Das war meine Strategie. Ich konnte schon immer spontan und herzhaft lachen, was mir oft half.