Kino

22.02. | Kinotipp der Woche

Geliebte Köchin

22.02. | Kinotipp der Woche - Geliebte Köchin

Foto: Carole Bethuel|Curiosa Films/Gaumont/France 2 Cinéma


Küchentanz mit dem Ex

Ein neues Jahr, ein neuer Film mit Juliette Binoche. Im Historiendrama »Geliebte Köchin« brilliert sie an der Seite ihres einstigen Lebensgefährten Benoît Magimel

Juliette Binoche, war es Ihre Liebe zum Kochen, die Sie dazu bewog, die Titelrolle in »Geliebte Köchin« anzunehmen?
Ich koche zwar ganz okay und auch gerne, aber das alleine ist natürlich kein Grund. Mich faszinierte vielmehr das Drehbuch des Regisseurs Tran Anh Hùng. Wie er darin das Kochen beschrieb, in aller Raffinesse und Feinheit, in der sich auch der Geist des Kochenden ausdrückt, das berührte mich sehr. Auch wie er mir seine eigene Motivation beschrieb, war hinreißend: Er kam als Jugendlicher aus Vietnam nach Frankreich, und für all das, was die französische Kultur ihm über die Jahre gegeben hat, wollte er sich mit diesem Film bedanken und etwas zurückgeben. Tatsächlich war er dann in der Zusammenarbeit so distinguiert und feinsinnig, dass ich fast das Gefühl hatte, mir beim ihm in Sachen Französisch-Sein noch ein bisschen was abgucken zu können.

Die Kochszenen sind ungemein augefeilt und lang. All die Zutaten, die Schauspieler, die Kamera – war das schwer zu drehen?
Es dauerte ein wenig, bis mir der Rhythmus dieser Szenen wirklich in Fleisch und Blut überging. Das war eine ganz eigene Choreogra- fie, wie ein kleiner Tanz, den wir da aufführten. Wir mussten echt aufpassen, uns nicht mal aus Versehen zu verbrennen oder zu schneiden.

Sind exzellente Köchinnen und Köche für Sie in gewisser Hinsicht Künstler?
Absolut! Was die am Herd machen, ist ja nicht einfach wahlloses Rühren und Braten. Für rich- tig gutes Kochen braucht es Präzision und vor allem einen ganz gezielten Vorsatz. Man muss wissen, was man will, man braucht Geschmack und Talent und muss in dem Moment präsent und voller Konzentration sein. Das ist ein ech- ter Schaffensprozess, nicht anders, als wenn man ein Bild malt. Entsprechend kann ein brillantes Gericht am Ende in seiner Wirkung genauso erhaben, erbaulich und durch Mark und Bein gehend sein wie ein Kunstwerk.

Ihren Filmpartner Benoît Magimel kennen Sie gut – Sie waren mal liiert und haben ein gemeinsames Kind. Aber zusammen gedreht haben Sie seit Jahrzehnten nicht… Ich war gespannt, wie das werden würde und meinte bei ihm anfangs eine gewisse Frustration zu spüren, dass er als passionierter Koch viel weniger Kochszenen hatte als ich. Also habe ich ihn einfach in den Arm genommen. Irgendwie brachte diese einfache Geste uns beide zur Ru- he. Am Ende war die Arbeit mit ihm wirklich sehr emotional, im positiven Sinne. Unsere Beziehung ist keine einfache, aber es gibt eine Liebe zwischen uns, die nie verschwindet.


Geliebte Köchin

  1. Februar • 2 Std. 16 Min.

Seit 20 Jahren kocht Eugénie Ende des 19. Jahrhunderts für den anspruchsvollen und hoch angesehenen Gourmet Dodin Bouffant. Die gemeinsame Zeit in der Küche und die Hingabe an exzellente Kochkunst hat über die Zeit auch in den beiden tiefe Gefühle füreinander geweckt, doch Interesse daran, sich zu binden, hatte Eugénie nie. Regisseur Tran Anh Hùng erzählt von der Liebe und vom Kochen gleichermaßen sinnlich, doch noch mehr als die Romanze begeistert sein Film durch prächtige Bilder, die Leistungen von Binoche und Magimel sowie einige der besten Küchenszenen der Kinogeschichte.

Patrick Heidmann