Herbert Nitsch
„Adrenalin ist ein kontraproduktiver Zustand.“
Zur Person
Herbert Nitsch wurde 1970 in Wien geboren und begann mit 15 Jahren mit dem Gerätetauchen. Um die Jahrtausendwende entdeckte der damalige Berufspilot Apnoe-Tauchen (oder auch Freitauchen genannt) für sich. Beim Apnoe-Tauchen taucht man ohne künstliches Gerät ab, der Taucher benutzt nur einen Atemzug, um in die Tiefe zu gelangen. Es gibt acht verschiedene Disziplinen, Nitsch hat in allen Weltrekorde aufgestellt und ist nach wie vor Weltrekordhalter im No-Limit-Tauchen. Bei dieser Disziplin, bei der es keine technischen Beschränkungen gibt, zieht ein Schlitten den Taucher in hoher Geschwindigkeit in die Tiefe. Sein Weltrekord steht bei 214 Metern, aufgestellt im Juni 2007. Am 06.06.2012 war er auf 253,2 Metern, der Rekord ist jedoch nicht offiziell anerkannt. Nitsch erlitt bei diesem Weltrekordversuch einen Dekompressionsunfall, von dem er sich bis heute erholen muss.
29.01.2014, Wien. Sein Element ist da, wo sich Seehase und Fuchshai Gute Nacht sagen: Herbert Nitsch, Weltrekordhalter im Apnoe-Tauchen. Im Juni 2012 hat der heute 43-Jährige bei seinem Weltrekordversuch von über 250 Metern vor der griechischen Insel Santorin einen Dekompressions-Unfall erlitten, vergleichbar mit mehreren Schlaganfällen. Er lag danach im künstlichen Koma, saß Monate im Rollstuhl. Sein Gang ist immer noch etwas staksig, und wenn er zu schnell spricht, verschluckt er das eine oder andere Wort. Aber das ist sehr viel mehr, als ihm seine Ärzte zugetraut hatten: Der Weg zurück war schwierig, und er ist es noch. Aber der ehemalige Berufspilot war bereits wieder Schnorcheln – natürlich in 30 Metern Tiefe. Ein Gespräch über das Trainieren auf der Couch, die Einsamkeit in der Tiefe und den unverbesserlichen Autodidakt in ihm.
Herr Nitsch, Sie sind 1970 geboren und waren 18 Jahre alt, als der Apnoe-Kultfilm „Im Rausch der Tiefe“ von Luc Besson in die Kinos kam. Ein Zufall?
Herbert Nitsch: Ich habe den Film damals tatsächlich gesehen, aber ich dachte, das sei reine Fiktion. Erst Jahre danach habe ich erfahren, dass da auch etwas Wahres dran ist.
Haben Sie sich eher mit dem draufgängerischen Jean Reno oder dem introvertierten Jean-Marc Barr identifiziert?
Eindeutig mit dem ruhigen Charakter.