Gary Barlow
„Mein Verstand und mein Ego waren außer Kontrolle.“
Zur Person
Gary Barlow kam am 20.10.1971 im englischen Frodsham, Cheshire zur Welt. Das Klavierspielen brachte er sich im Alter von zehn Jahren selbst bei. Ende der Achtziger kam der Kontakt zum Musikmanager Nigel Martin-Smith zustande, der plante, eine Boyband zu gründen. Als Hauptsongwriter und -sänger erlangte Barlow mit Take That Anfang der Neunziger internationalen Ruhm. Auf sein Konto gehen Hits wie „Pray“, „Babe“, „Never Forget“ und „Back For Good“. Nach der Auflösung von Take That im Jahr 1996 sollte er der nächste George Michael werden, doch seine Solokarriere floppte nach dem zweiten Album – stattdessen eroberte Rivale Robbie Williams die Charts. 2005 kam es zur Wiedervereinigung von Take That ohne Williams – auch als Vierergespann brach die Band Ticketverkaufsrekorde. Das eigentliche Happy End folgte 2010, als sich auch Williams wieder Take That anschloss. Barlow organisierte 2012 das Konzert zum 60. Thronjubiläum der Queen und wurde für seine Charity-Dienste mit dem OBE, dem Order of the British Empire ausgezeichnet. Mit weltweit über 50 Millionen verkauften Alben gehört er zu Großbritanniens erfolgreichsten Songwritern seiner Generation. Für sein in England bereits im November veröffentlichtes Soloalbum „Since I Saw You Last“, dem ersten seit 14 Jahren, wurde er mit Doppel-Platin geehrt.
20.01.2014, London: Ein Treffen mit Gary Barlow im „Electric House“ mitten im Herzen von Notting Hill. Im zweiten Stockwerk dieses „Members Only“-Clubs hat es sich der britische Sänger in einem mit Holz vertäfelten Raum gemütlich gemacht. Er trägt ein gut gebügeltes graues Hemd, Jeans und Drei-Tage-Bart und gibt sich auch sonst ganz locker. Dass man es hier mit einem von Großbritanniens erfolgreichsten Musikern zu tun hat, der Anfang der Neunziger durch Take That zu Weltruhm gelangte, merkt man nur an dem Bodyguard, der vor der geöffneten Tür Wache schiebt. Über seine Familie will Barlow nicht so gern reden, ließ er vorab über seinen Manager wissen. Im Gespräch gibt er sich aber ausgeglichen, freundlich und interessiert – auch wenn er bedacht darauf ist, nicht zu viele Schlagzeilen zu liefern.
Mr. Barlow, damals bei Take That waren Sie immer der Schwiegersohn-Typ, sehr nett und höflich, aber auch etwas langweilig – gerade im Vergleich zum unangepassten Robbie Williams. Inzwischen werden Sie in England als echtes Sexsymbol gehandelt. Wie haben Sie diesen Image-Wandel angestellt?
Gary Barlow: Verzicht und Training! Ich quäle mich kontinuierlich. Denn wenn ich Ihnen meinen Bruder vorstellen würde, könnten Sie mit eigenen Augen sehen, dass ich nicht dafür gemacht bin, so fit und sexy auszusehen. Auch mein Vater war ein schwerer Junge. Das sind die Gene der Familie. Ich muss also ständig aufpassen. Selbst wenn nur ein Teller Pommes Frites an mir vorbeigetragen wird, habe ich schon zwei Pfund zugelegt.
Warum überhaupt die ganze Qual?
Die letzten drei Jahre war ich in der Jury der britischen Castingshow „X Factor“ und immer auf dem Präsentierteller. Und es ist kein Vergnügen, jede Woche im Fernsehen zu sein und festzustellen, dass man dick aussieht.